Restaurierungen im 20. Jahrhundert

Die Geschichte der Kirche St. Georg steht auch für verschiedene Auffassungen der Restaurierung. Die erste Phase lässt sich als „rekonstruierende Neuschöpfung“ charakterisieren: Rahmen und Teile des Inhalts des Bildprogramms wurden durch Schilling frei ergänzt, der Wunderzyklus durch vorgeblendete Bildtapeten an das farbenfrohe Ganze angepasst. Die Kirche sollte den Betrachter ... mehr anzeigenDie Geschichte der Kirche St. Georg steht auch für verschiedene Auffassungen der Restaurierung. Die erste Phase lässt sich als „rekonstruierende Neuschöpfung“ charakterisieren: Rahmen und Teile des Inhalts des Bildprogramms wurden durch Schilling frei ergänzt, der Wunderzyklus durch vorgeblendete Bildtapeten an das farbenfrohe Ganze angepasst. Die Kirche sollte den Betrachter sozusagen um 1000 Jahre zurück in die frisch ausgemalte Kirche versetzen.

Nach Abnahme der Bildtapeten 1921 war es das Ziel, den einheitlichen Gesamteindruck zu erhalten. Nun mussten jedoch umgekehrt die neu gemalten Teile auf den schlechteren Erhaltungszustand der Wunderbilder zurückgeführt werden: Die Malereien Schillings wurden „abpatiniert“ und die Wandmalereien „korrigiert“ und ergänzt. Der Kirche konnte man nun das Alter von 1000 Jahren durchaus ansehen – paradoxerweise auch in den Partien, die nur eine Generation vorher gemalt wurden.

Bei der großen Restaurierung, die zwischen 1982 und 1990 durchgeführt wurde, wurde ein neues Verständnis von Restaurierung zugrunde gelegt: keine Ausstattungsphase wird im Sinn eines vermeintlichen „Ursprungszustandes“ privilegiert. Die verschiedenen Schichten werden dokumentiert und konserviert und nur Elemente der Ausstattung, die den Erhalt der Bausubstanz gefährden, ersetzt. Als 2004 an den neu restaurierten Wänden Schimmelbefall auftrat, wurden Klimamessungen in der Kirche durchgeführt und eine Teilschließung der Kirche in den Sommermonaten durchgesetzt. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 6 - Bildquelle: Jakobs, Tafel 60

    Kirchenraum um 1892

    Diese Aufnahme der Kirche entstand um 1892 und zeigt die Innenansicht in östlicher Blickrichtung nach der ersten Restaurierungsphase. Diese umfasst die Neuausmalungen Schillings um 1890 im Innenraum, sowie die mit Hilfe von Bildtapeten in das Gesamtkonzept eingepassten Wandmalereien. Das Gesamtkonzept Schillings sah eine farbenfrohe und eindrückliche Gesamtraumwirkung vor, die mit Hilfe kontrastreicher Ornamentzitate im Bereich der Scheidbögen einen wie frisch gemalten Erstzustand herstellen sollte.

  • Abb. 2 von 6 - Bildquelle: Jakobs, Tafel 62

    Kirchenraum um 1936

    Die zweite Restaurierungsphase von 1921/22 zielte darauf ab, eine einheitlich gealterte Kirche vor Augen zu stellen: die Bildtapeten wurden abgenommen, die darunter liegenden „Fresken“ vorsichtig und zurückhaltend restauriert, während die farbigen Ausmalungen Schillings „abpatiniert“ und an den Zustand und die Farbgebung der alten Wandmalereien angeglichen wurden.

  • Abb. 3 von 6 - Bildquelle: Jakobs, Tafel 64

    Kirchenraum um 1988

    Ein aktuelles Konzept von Denkmalpflege hielt mit der letzten großen Restaurierung zwischen 1982 und 1990 Einzug in die Kirche. In einer Bestandsaufnahme wurden die historischen Schichten der Malerei gründlich erfasst, unterschieden und konserviert. Verfälschende und die Substanz des Baus gefährdende Eingriffe wurden wieder rückgängig gemacht.

  • Abb. 4 von 6 - Bildquelle: Jakobs, Tafel 98

    Bereichseinteilung der Nordwand

    Die sogenannte Bereichseinteilung, hier der Nordwand, wurde während der letzten Restaurierungsphase dazu verwendet, die verschiedenen Schichten zu untersuchen. Die Bereichseinteilung ermöglicht den Restauratoren dabei eine möglichst genaue und sorgfältige Vorgehensweise in den einzelnen eingeteilten Bereichen. Die Ergebnisse der Untersuchungen, wie Risse oder Schäden, werden anschließend in die einzelnen Felder übertragen. So kann eine genaue Dokumentation der Befunde sichergestellt werden.

  • Abb. 5 von 6 - Bildquelle: Patrick Sta. Maria / Jakobs, Abb. 623

    Außenbaurestaurierungen

    Die Restaurierungen der 50er Jahre des 20. Jahrhundert konzentrierten sich vor allem auf die Sanierungen des Außenbaus. Dabei wurde unter anderem auch das vermauerte Fenster im oberen Bereich der Nordwand des Chores geöffnet. Diese Öffnung brachte in der Vermauerung verbaute bemalte Mörtelfragmente zu Tage, die einen letzten ersichtlichen Hinweis darauf gaben, dass ursprünglich weitere Chorfenster existiert hatten. Bis auf das rechts abgebildete Fragment sind alle damals zu Tage geförderten Malereifragmente heute verloren.

  • Abb. 6 von 6 - Bildquelle: Jakobs, Tafel 51 und 54 (Ausschnitte)

    Außenbaurestaurierungen

    Hier wurden zwei Aufnahmen des Außenbaus aus der Ansicht von Südosten nebeneinandergestellt. Dabei zeigt die linke Aufnahme den Zustand der Kirche um 1900, die rechte Fotografie das Ergebnis der Außenrenovierungen von 1951. Dabei fallen insbesondere das verschlossene Rosettenfenster in der Chorostwand sowie die wieder geöffneten romanischen Fenster (zu sehen in der Großansicht) im südlichen Seitenschiff auf.