Ein Bild des Paradieses

Wer heute auf die Insel kommt, kann dies trockenen Fußes mit dem Auto oder Fahrrad tun. Vor dem Bau des Dammes im 19. Jahrhundert mussten dagegen alle Besucher mit dem Schiff auf die Insel übersetzen. Im 8. Jahrhundert entwickelte sich auf der Insel ein blühendes Kloster, dessen Äbte teilweise hohe Bischofsämter bekleideten und am Kaiserhof als Erzieher tätig waren. Der Aufstieg des ... mehr anzeigenWer heute auf die Insel kommt, kann dies trockenen Fußes mit dem Auto oder Fahrrad tun. Vor dem Bau des Dammes im 19. Jahrhundert mussten dagegen alle Besucher mit dem Schiff auf die Insel übersetzen. Im 8. Jahrhundert entwickelte sich auf der Insel ein blühendes Kloster, dessen Äbte teilweise hohe Bischofsämter bekleideten und am Kaiserhof als Erzieher tätig waren. Der Aufstieg des Klosters, das in den ersten Jahren der Eingliederung der Alemannen in die fränkische Herrschaft diente, wurde in einer Ursprungslegende zusammengefasst: als der Wanderbischof Pirmin die Insel betritt, um eine benediktinische Mönchsgemeinschaft zu begründen, fliehen alle Dämonen und Schlangen von der Insel in den See. Die Legende macht das von Wasser umgebene Festland zu einem Bild des wieder erlangten Paradieses. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 5 - Bildquelle: Damaris Kriegs / Romy Abraham

    Seit 1970 begrüßt der steinerne Pirmin der Bildhauerin Gisela Bär die Besucher. Oder hält er das Kreuz Richtung Damm, um unerwünschte Gäste von der Insel fern zu halten?

  • Ein Gemälde in Mittelzell zeigt die Ursprungslegende der Insel Reichenau: Pirmin setzt vom heutigen Schweizer Ufer aus über und…

  • ... vertreibt die Schlangen in den Gnadensee.

  • Abb. 4 von 5 - Bildquelle: www.bodenseepeter.de

    Walahfrid Strabo hat die Insel im 9. Jahrhundert als quasi-paradiesische Neuschöpfung besungen:

    "Du bist, wengleich von tiefen Wassern umgeben,
    doch aus beständigster Liebe,
    Überall verbreitest du heilige Schriften, glückliche Insel!"
    Tu licet cingaris aquis profundis,
    Es tamen firmissima caritate,
    Quae sacra in cunctos documenta spargis, Insula felix

    Walahfrid Strabo, Metrum Saphicum carmen 75, 11 (ca. 826-829)

  • Im 13. Jahrhundert wird im Kloster Ebstorf eine Weltkarte gezeichnet. Wie es üblich war, sind die Orte nicht nach ihrer geographischen Größe, sondern nach ihrer Bekanntheit und Bedeutung erfasst. Die Insel Reichenau erscheint als riesiges Festland von einem eiförmigen Wasserring umgeben. Die Beischrift ruft auch den Gründungsmythos der Insel als Umkehrung des Sündenfalls in Erinnerung:
    „Die Insel Reichenau, wo keine Schlange dem Menschen gefährlich werden kann.“
    Augia insula. in qua nuulus anguis botest homini nocere.