Malereien von Schilling 1889

Auf die Wiederentdeckung und Freilegung der mittelalterlichen Wandmalereien im 19. Jahrhundert folgte eine Restaurierung, die versuchte, einer möglichst frisch und farbenfroh erhaltenen Erstausmalung nahezukommen. Mit der praktischen Umsetzung dieses Konzepts wurde 1889 der Maler Carl Phillip Schilling betraut. Ergebnis war keine Restaurierung nach heutigem Verständnis, sondern eher eine ... mehr anzeigenAuf die Wiederentdeckung und Freilegung der mittelalterlichen Wandmalereien im 19. Jahrhundert folgte eine Restaurierung, die versuchte, einer möglichst frisch und farbenfroh erhaltenen Erstausmalung nahezukommen. Mit der praktischen Umsetzung dieses Konzepts wurde 1889 der Maler Carl Phillip Schilling betraut. Ergebnis war keine Restaurierung nach heutigem Verständnis, sondern eher eine historisierende Neuschöpfung. Die Apostel des Obergadens und das Bildprogramm des Triumphbogens wurden von Schilling nach lückenhaften Vorgaben rekonstruiert. Die Ornamente der Fensterlaibungen, Arkadenbögen, Seitenschiffe und der Holzdecke wurden nach verschiedenen mittelalterlichen Vorlagen frei hinzugefügt. Die Wunderszenen wurden durch Bildtapeten auf schonende Art und Weise in das Konzept miteingebunden. (Abb. 1)

Die Ergebnisse der Neugestaltung des 19. Jahrhunderts prägen noch immer den Gesamteindruck des Innenraums. Die frei ergänzten Teile wurden nach Abnahme der Bildtapeten in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts allerdings wieder patiniert, d.h. abgerieben, um einen einheitlichen Gesamteindruck, diesmal orientiert am schlechteren Erhaltungszustand der historischen Malsubstanz zu erzielen. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 5 - Bildquelle: Jakobs, Tafel 60

    Die nach 1892 angefertigte Aufnahme liefert einen Eindruck von der Gesamtwirkung des Innenraums nach Neuausmalung und Anbringung der Bildkopien.

  • Abb. 2 von 5 - Bildquelle: Janina Vujic

    Als Laibung wird in der Architektur die senkrechte Schnittfläche in einem Mauerwerk bezeichnet. In St. Georg wurden die Laibungen der Arkaden und Fenster von Schilling mit Ornamenten bemalt, die er nach älteren Vorlagen frei gestaltete.

  • Abb. 3 von 5 - Bildquelle: Janina Vujic

    Auch die Ornamente der Kegelstumpfkapitelle sind ein Werk Schillings. Die Kämpferplatte wurde mit horizontalen Rankenformen versehen. Im Bereich des Kegelstumpfes wurden aufwachsende Akanthusblätter gemalt. Kanten der architektonischen Gliederung, wie der Ring am Übergang zum Säulenschaft wurden durch dunkle Farben konturiert.

  • Abb. 4 von 5 - Bildquelle: Janina Vujic

    Die Schäfte der Säulen fasste Maler Schilling in einem hellen Grauton. Dieser war offensichtlich als Steinimitation gedacht und verstärkt den Eindruck einer materiell schweren und bildlosen irdischen Zone. Für Neufassungen wurden die Säulenschäfte immer wieder reduziert. Dennoch konnten bei der letzten Restaurierung unter der Fassung von Schilling punktuell weitere Fassungen nachgewiesen werden. Meist waren die Säulen in einem helleren oder dunkleren Grauton gehalten, aber auch eine olivgrüne, schwarz nachgedunkelte Fassung wurde aufgefunden. Die Untersuchung der Farbschichten ermöglicht auch eine grobe Datierung der Fratze, die in eine der Säulen geritzt ist.

  • Abb. 5 von 5 - Bildquelle: Jakobs, Abb. 270

    Die Rankenornamente an der Holzdecke im Mittelschiff der Kirche gestaltete Schilling 1890/91 in Anlehnung an die im Konstanzer Münster aufgedeckten Reste einer romanischen Decke.