1260: Neues Heiliges Grab

Das 13. Jahrhundert ist eine wichtige Phase in der Geschichte Konrads Jerusalem-Nachbaus: Es ist die Zeit der Gotik, die mit ihren neuen architektonischen und künstlerischen Ausdrucksformen auch in der Mauritiusrotunde viele Änderungen mit sich bringt. Davon zeugt das um 1260/70 errichtete gotische Heilige Grab, das heute noch im Zentrum der Rotunde steht. Keine Quellen berichten von seiner ... mehr anzeigenDas 13. Jahrhundert ist eine wichtige Phase in der Geschichte Konrads Jerusalem-Nachbaus: Es ist die Zeit der Gotik, die mit ihren neuen architektonischen und künstlerischen Ausdrucksformen auch in der Mauritiusrotunde viele Änderungen mit sich bringt. Davon zeugt das um 1260/70 errichtete gotische Heilige Grab, das heute noch im Zentrum der Rotunde steht. Keine Quellen berichten von seiner Entstehung. Sicher ist nur, dass es den in die Jahre gekommenen Grabbau Konrads ersetzte.

Das kleine, mit Figuren und Maßwerken geschmückte Grabgehäuse zählt zu den bedeutendsten Kunstwerken der deutschen Hochgotik. Es wurde jüngst einem Bildhauer zugeschrieben, dessen künstlerische Spuren von Konstanz über Basel nach Regensburg führen, wo er Dombaumeister wurde. Sein Name: magister Ludwicus lapicida, „Meister Ludwig, der Steinmetz“.

Mögliche Hinweise auf den Stifter können im Fundament des Grabbaus gefundene Bodenfliesen sein, die das Wappen Bischofs Eberhard II. von Waldburg (1248 – 1274) tragen. Unter ihm begannen ab 1250/60 erste Umbauten in der Rotunde. In diesem Zuge erteilte der Bischof wahrscheinlich auch Meister Ludwig und seinen Gesellen den bedeutenden Auftrag zum Neubau des Heiligen Grabes.

Auffällig ist, dass sich das gotische Grab kaum mehr am damaligen Original in Jerusalem orientiert. Vielmehr ähnelt es einem steinernen Hostiengefäß. Die Gestalt verdeutlicht also die Funktion des Baus, in dem über die Kar-Tage die geweihte Hostie stellvertretend für den realen Opferleib Christi aufbewahrt wurde. Mithilfe seiner Figurenzyklen, die um den Kleinbau herumführen und die in ihm entdeckt werden können, bildet es eine einzigartige Interpretation des Christusgrabes: Hier wird die Heilsgeschichte von der Geburt über den Tod und die Auferstehung Christi als steinernes Schauspiel in Szene gesetzt. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 1 - Bildquelle: Seminargruppe 2012

    Das gotische Heilige Grab von Meister Ludwig und seiner Werkstatt
    Höhe ca. 4,65m; Durchmesser 2,43 m

    Da es keine schriftlichen Quellen zu seiner Entstehung gibt, wurde das Grab gemäß seines Baustils auf 1260/70 datiert. Die unterschiedliche künstlerische Qualität der Figuren deutet darauf hin, dass verschiedene Steinmetze an der Fertigung beteiligt waren: Die zwölf Apostelstatuen zwischen den Wimpergen oben sind etwas grob gearbeitet und weniger ausdrucksstark wie der untere Figurenzyklus der Geburtsgeschichte Jesu. Deshalb werden die Apostel den Mitarbeitern oder Gesellen Meister Ludwigs zugeordnet. Die heute wieder freigelegte Farbfassung der Figuren und Maßwerkformen zeigt die Reste der allerersten Bemalung, wie sie kurz nach der endgültigen Aufstellung des Grabbaus aufgetragen wurde.