Um 955: Die Rotunde als Grabkirche

Bischof Konrad begründete die Rotunde als seine eigene Grabkirche. Er ließ sich in einem alten Steinsarg neben ihrem Eingang bestatten. So sicherte er sich die Gebetsvorsorge der eintretenden Gläubigen und sorgte für sein persönliches Gedächtnis. Mit der zunehmenden Verehrung des 1123 heiliggesprochenen Bischofs wurde seine Grabstätte ein bedeutendes Pilgerziel. Über ihr wurde die ... mehr anzeigenBischof Konrad begründete die Rotunde als seine eigene Grabkirche. Er ließ sich in einem alten Steinsarg neben ihrem Eingang bestatten. So sicherte er sich die Gebetsvorsorge der eintretenden Gläubigen und sorgte für sein persönliches Gedächtnis. Mit der zunehmenden Verehrung des 1123 heiliggesprochenen Bischofs wurde seine Grabstätte ein bedeutendes Pilgerziel. Über ihr wurde die Konradikapelle errichtet, die heute noch vor der Rotunde an deren ehemaligen Eingang liegt.

Durch seine Grablege initiierte Konrad die lange Tradition des Rundbaus als Kult- und Memorialort. Einerseits diente er der liturgischen Gedächtnisfeier von Tod und Auferstehung Christi. Andererseits nutzten aber auch viele reiche Stifter den Sakralraum für ihre Zwecke: Meist waren es hochrangige Kleriker des Domkapitels, die hier nach Konrads Vorbild Kunstwerke stifteten oder sich sogar bestatten ließen. Dadurch sicherten sie sich über den Tod hinaus Anteil an der besonderen Sakralität der Rotunde, die so zu einem elitären Begräbnis- und Stiftungsort am Münster wurde. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 3 - Bildquelle: eigene Nachzeichnung nach Darstellungen von Erdmann / Zettler (1977)

    Mauritiusrotunde zur Zeit von Bischof Konrad

    Bischof Konrad ließ sich außen an der Mauritiusrotunde, neben ihrem im Westen gelegenen Eingang bestatten. Sein Steinsarg soll auf dem ehemaligen Münsterfriedhof bereits vorhanden gewesen sein, womit er einem alten Demutsgestus folgte. Die Position seines Sarkophages offenbart sich aber auch als kalkulierte Inszenierung: Seine Lage in direkter Nähe zur Münsterkrypta (siehe Grundriss links) ließ ihm doppelte Aufmerksamkeit zukommen. Nicht nur die Besucher der Rotunde wurden beim Eintreten an den Gründer des Baus erinnert. Auch die Pilger, die durch die Stollengänge der Münsterkrypta zu den Reliquien des Hl. Pelagius, dem Bistumspatron, gelenkt wurden, kamen so am nahe gelegenen Grab Konrads vorbei und konnten ihn verehren. So wurde der Kult um den Bischof von seinen Nachfolgern geschickt vorangetrieben und populär gemacht – bis Konrad schließlich 1123 mit seiner Heiligsprechung und Ernennung zum Münster- und Bistumspatron Sankt Pelagius den Rang ablief.

  • Abb. 2 von 3 - Bildquelle: Grundriss entnommen aus: Conrad Gröber, Das Konstanzer Münster, Konstanz 1948, S. 6, eigene Einzeichnungen (nach Stadie, Ines: Legende zum Plan der Grabdenkmäler und Epitaphien im Konstanzer Münster)

    Übersicht über die in und um die heutige Rotunde erhaltenen Sarkophage, Epitaphien und Bodenplatten. Die Abbildung lässt erkennen, dass sich vorwiegend Geistliche (grün) direkt in dem Rundbau bestatten lassen durften. Davon waren die meisten Domherren, sodass die Kirche als bevorzugter Begräbnisort des Domkapitels gelten kann. Dies belegen auch Quellen über heute nicht mehr erhaltene Domherren-Grabdenkmäler. Blaue Markierungen zeigen die außerhalb der Rotunde liegenden Epitaphien weltlicher Bestatteter, die alle adelig waren und vermutlich dem Domkapitel nahe standen. (Orange markiert ist der Sarg des Heiligen Konrads an seinem ursprünglichen Bestattungsort neben dem ehemaligen Eingang der Rotunde, rot ist der Begräbnisort der Bischöfe Burkard I. und Heinrich IV. von Hewen im Münsterkreuzgang, braun sind heute unkenntliche Grabmäler).

  • Abb. 3 von 3 - Bildquelle: Birgit Rucker

    Heutiger Zustand der Konradikapelle, das Konradsgrab befindet sich hinten rechts.