Der Innenraum der Lutherkirche

Beim Eintritt durch das Hauptportal der Lutherkirche (erbaut ab ca. 1820) gelangt man zunächst in einen Vorraum, in dem sich unter anderem das Taufbecken befindet. Dieser Empfangsraum ist durch eine Glaswand vom Hauptschiff der Kirche getrennt. Schon beim Betreten der Kirche fällt der Blick dadurch in Richtung Altar, Kanzel und Apsiskreuz. Die Bänke im Kirchenraum bieten für heutige ... mehr anzeigenBeim Eintritt durch das Hauptportal der Lutherkirche (erbaut ab ca. 1820) gelangt man zunächst in einen Vorraum, in dem sich unter anderem das Taufbecken befindet. Dieser Empfangsraum ist durch eine Glaswand vom Hauptschiff der Kirche getrennt. Schon beim Betreten der Kirche fällt der Blick dadurch in Richtung Altar, Kanzel und Apsiskreuz. Die Bänke im Kirchenraum bieten für heutige Kirchenbesucher ein bekanntes Bild, stellen aber doch ein durch die Reformation errungenes Privileg dar, da das Sitzen beim Gottesdienst zuvor ausschließlich dem Klerus zustand.

In den Seitenschiffen erstrecken sich die von oktogonalen Pfeilern gestützten Emporen mit mehreren gestaffelten Sitzreihen. Über dem Eingang befindet sich zwischen den Seitenschiffemporen die Orgelempore. Für die im Lauf der Zeit vergrößerte Orgel wurde die Empore beim letzten Umbau 1979/80 erweitert. Die Orgel unterstützt den in der reformierten Kirche zur Verkündigung besonders wichtigen Gemeindegesang.

Der hohe Renovierungsbedarf der Lutherkirche im Lauf der Zeit ist auf den schlechten Baugrund zurückzuführen. Aus Kostengründen wurde zur Bauzeit auf eine Pfahlgründung verzichtet, obwohl bekannt war, dass der Untergrund des ovalen Grundstücks wenig tragfähig war. Stattdessen wurde eine massive Betongrundplatte gegossen, die zunächst zwei Jahre ruhen sollte. Die beiden Schmalseiten des Baus senkten sich bereits damals ab, was heute noch am Sockel der Kirche zu sehen ist. Nachdem sich schon frühzeitig Risse gebildet hatten, musste die Kirche 1950 aufgrund herabstürzender Steine polizeilich geschlossen werden. Nach aufwendigen Umbauarbeiten wurde sie im März 1951 wieder geöffnet. 1979/80 erfolgte eine weitere große Sanierung. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 4 - Bildquelle: Stefanie Weidner

    Mittelschiff - Blick Richtung Chor / Apsis

    Ca. 900 Sitzplätze hat die Kirche zu bieten. Die heutige Gestalt des Altarraums geht auf die letzte Sanierung 1979/80 zurück. Die Arbeiten wurden unter Leitung des Konstanzer Architekten Burkhart Beyerle ausgeführt.

  • Abb. 2 von 4 - Bildquelle: Stefanie Weidner

    Das Kreuz in der Apsis

    Ganz im Sinne der Reformation steht in der zentralen Apsis ein schlichtes Holzkreuz ohne leidenden Jesus, das über ein halbkreisförmiges Oberlicht erhellt wird. Interessant ist, dass je nach Lichteinfall durch die Schatten sogar drei Kreuze zu sehen sind. Möglicherweise eine Erinnerung daran, dass Jesus in Golgatha neben zwei Übeltätern gekreuzigt wurde. Das Kreuz wurde 1887 von den Frauen der Luthergemeinde gestiftet.
    Links und rechts der großen Apsis sind außerdem die ursprünglich geplanten kleineren Apsiden zu erkennen, die jedoch von außen nicht sichtbar sind.

  • Abb. 3 von 4 - Bildquelle: Stefanie Weidner

    Tromp-l’oeil Malereien an den Brüstungen der Emporen

    Um dem einfachen Bildprogramm der lutherischen Kirchen zu entsprechen, wurde an den Brüstungen der Emporen oft Platz gelassen für gemalte Bildpredigten etc. An der Empore der Lutherkirche finden sich jedoch keine ikonographischen Darstellungen, sondern ornamentale Malereien und gemalte Vorhänge. Im Zuge der Umbauarbeiten von 1950 wurden diese illusionistischen Malereien mit Brettern abgedeckt und erst bei der Sanierung 1979/80 wieder freigelegt.
    1950 wurde auch das große Apsisfresko von 1883 des aus München stammenden Malers Schwörer mit dem Titel „Jesus segnet die Kinder“ komplett entfernt. Außerdem sind die Buntglasfenster der ehemaligen Inneneinrichtung und auch das Taufbecken aus weißem Marmor, welches in der Nähe des Altars stand, nicht mehr vorhanden.

  • Abb. 4 von 4 - Bildquelle: Stefanie Weidner

    Die Freiheitsglocke

    1870 schenkte der badische Großherzog Friedrich I. der Luthergemeinde drei Glocken. Die Freiheitsglocke mit dem badischen Wappen, die Friedensglocke mit dem Wappen der Stadt Konstanz und die Freundschaftsglocke mit dem Wappen von Preußen. Darauf eingraviert sind jeweils Gedichtverse und Bibelworte mit Verweis auf eine damals übliche Verbindung von „Thron und Altar“. Die Freiheitsglocke, die größte der Glocken musste 1975 aus statischen Gründen aus dem Glockenstuhl entfernt werden und steht nun vor der Kirche.
    Die Gemeinde konnte sich noch weiterer Stiftungen erfreuen. So wurde Ende des 19. Jh. eine Gasbeleuchtung durch den Gustav-Adolf-Verein gestiftet, die Turmuhr wurde durch eine Stiftung von Kantonsrat Friedrich Amann aus Tägerwilen finanziert, weitere Spenden wurden für die Glasmalereien der Fenster genutzt.