Bahnhof Konstanz

Das Bahnhofsgebäude Konstanz ist ein öffentlicher Profanbau, den die Großherzoglich Badische Staatseisenbahn zwischen 1860 und 1863 im neogotischen Stil parallel zum Seeufer errichten ließ. Er ist der letzte noch erhaltene Bahnhofsbau der Badischen Bahn und einer der wenigen Bahnhöfe deutschlandweit, die im neogotischen Stil ausgeführt wurden. Als repräsentatives Tor zur Welt wird das ... mehr anzeigenDas Bahnhofsgebäude Konstanz ist ein öffentlicher Profanbau, den die Großherzoglich Badische Staatseisenbahn zwischen 1860 und 1863 im neogotischen Stil parallel zum Seeufer errichten ließ. Er ist der letzte noch erhaltene Bahnhofsbau der Badischen Bahn und einer der wenigen Bahnhöfe deutschlandweit, die im neogotischen Stil ausgeführt wurden. Als repräsentatives Tor zur Welt wird das spitzbogenförmige Hauptportal des „Stationsplatzes“ – wie man im 19. Jahrhundert Bahnhöfe bezeichnete – durch seinen wehrhaften Aufbau mit umlaufender Brüstung und Eckzinnen stark hervorgehoben. Zusammen mit dem Uhr- und Glockenturm nach norditalienischem Vorbild bildet es die Mittelachse des symmetrisch angelegten Empfangsgebäudes. Daran schließt sich zu beiden Seiten ein eingeschossiger Langbau mit vorgestellter Arkadenhalle an, der im Norden und im Süden von zwei quadratischen zweigeschossigen Bauten flankiert wird. Die jeweils sechs Arkaden zu beiden Seiten des Portals werden in der Vertikalen durch vorgeblendete Strebewerke, die den durchlaufenden Rundbogenfries in regelmäßigen Abständen unterbrechen, voneinander getrennt. Über die Halle gelangten die Reisenden des 19. und 20. Jahrhunderts zu den Wartesälen der verschiedenen Klassen, konnten in den anschließenden Räumen Fahrkarten lösen oder ihr Gepäck abgeben. Heute sind im Innern unter anderem ein Café, ein Zeitschriftenladen sowie ein Informations- und Reisezentrum der Deutschen Bahn eingerichtet. Nördlich des Empfangsgebäudes befindet sich außerdem der sogenannte Fürstenpavillon, der bis 1914 dem Adel als Wartesaal diente und heute als Bäckerei genutzt wird. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 4 - Bildquelle: Larissa Hamann

    Bahnhof Konstanz

    Architekten: Konstanzer Bezirksbauinspekteur Heinrich Leonhard (1818-1878) nach Plänen Friedrich Eisenlohrs (1805-1854)
    Material: Sandstein
    Baujahr: 1843-1863
    Auftraggeber: Großherzoglich Badische Staatseisenbahn

  • Abb. 2 von 4 - Bildquelle: Larissa Hamann

    Nord- und Südbauten des Bahnhofs

    Im 19. Jahrhundert waren in den quadratischen Bauten im Norden und im Süden des Bahnhofskomplexes Büros und Betriebswohnungen untergebracht. Ihr äußeres Erscheinungsbild wird maßgeblich durch eine glatte und werksteinsichtige Rustika aus Sandstein geprägt. Ein umlaufendes Kranzgesims strukturiert die Fassade in Erd- und Obergeschoss. Die Westseite des Erdgeschosses verfügt über zweibahnige Fenster mit angedeuteten Korbbögen und kleinen Zierbalustraden. Der zentral positionierte Eingang wird von einem Erker mit Spitzgiebel und dreibahnigem Fenster im Obergeschoss des Gebäudes überdacht. Begrenzt werden die Fassadenseiten durch glatte Eckrustiken, an deren oberem Ende sich kleine, für die Epoche der Gotik typische, Türmchen befinden. Ein Kranzgesims mit Rundbogenfries sowie ein flaches Walmdach mit geziegeltem Schornstein bilden den Abschluss des Baukörpers.

  • Abb. 3 von 4 - Bildquelle: Larissa Hamann

    Der Bahnhof Konstanz im Stil der Neogotik

    Entsprechend des im 19. Jahrhunderts vorherrschenden Historismus, der auf frühere Epochenstile zurückgreift und einzelne Elemente der Formensprache in die Zeit des 19. Jahrhunderts überträgt, verwendeten die Bauherren bei der Gestaltung der Fassade des Bahnhofs Konstanz gotische Gestaltungselemente wie Spitzbögen, zierenden Türmchen oder ein angedeutetes Strebewerk. Im Vergleich mit anderen Bauwerken aus der Epoche der Gotik (12. bis 16. Jahrhundert) wird hier allerdings die Wand als tragendes System nicht systematisiert und maximal aufgelöst, die Vertikale wird nicht betont und sogar einzelne Bauelemente aus der Renaissance fließen in die Gestaltung ein. Auch das vorgeblendete Strebewerk vor der Arkadenhalle dient nicht mehr der Statik, sondern rein dekorativen Zwecken.

  • Abb. 4 von 4 - Bildquelle: Stadtarchiv Konstanz, StadtA Konstanz Z I, Sammlung Wolf H 1/7504

    Kurze Bauchronik des Bahnhofs

    Mit dem Anschluss des deutschen Grenzbahnhofes an die Rheintalbahn von Mannheim nach Basel sowie der Neugestaltung des Hafens seit 1839 entstand in Konstanz ab 1863 ein Verkehrsknotenpunkt, der große Bedeutung für den internationalen Handel Richtung Österreich und Schweiz hatte. Für den Staat als Bauherr erfüllten die Bahnhofsbauten daher auch eine repräsentative Funktion, was besonders in ihrer Architektur zum Ausdruck kam. Der Bahnhofsplatz mit dem Bahnhofsgebäude, dem Hotel Halm, der Reichspost und dem Hauptsteuergebäude sollten im 19. Jahrhundert zum Aushängeschild der ehemaligen Hauptstadt des badischen Seekreises werden. 1950 kommen zur der Anlage das Empfangsgebäude des Schweizer Bahnhofes sowie eine eingeschossige Ladenzeile nördlich des Fürstenpavillons hinzu.