Hochschulgruppe Uni Konstanz

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E I N E    V E R N I S S A G E

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Allgemein, Ausstellung 2025

Unser Allgemeinwissen wird jeden Tag auf die Probe gestellt. Das einzig Fatale am Abrufen unseres Wissens ist der permanente, nahezu uneingeschränkter Zugriff zu digitalen Suchmaschinen. Sei es eine schnelle Rückfrage an Dr. Google, oder die Unterhaltung mit einem AI gesteuerten Chat. Wir vernachlässigen die Bereitschaft uns Wissen anzueignen, unser Wissen zu speichern und es wieder abzurufen, da wir bei jeder kleinen Frage, oder Unwissenheit immer die Möglichkeit haben, über unsere Mobiltelefone, die fast schon mit unseren Händen verwachsen sind, unseren Fragen  auf den Grund zu gehen.

Hoffentlich ist euch schon bekannt, dass unsere Hochschulgruppe dabei ist, eine Kunstausstellung zu organisieren. Wir hatten die Idee, diese Ausstellung mit einer Vernissage zu eröffnen. 

Was genau ist eigentlich eine Vernissage? 

Ein Begriff den jeder schon mal gehört hat und vermutlich auch mit Kunst in Verbindung bringt. Kennt auch jeder seinen Ursprung und seine wahre Bedeutung? Um unser Allgemeinwissen und natürlich das unserer Leser:innen auszubauen, oder eine verblasste Erinnerung aufzufrischen, werden wir das Wort gemeinsam durchleuchten.

Beginnen wir mit der Suchmaschine des letzten Jahrhunderts, bevor die Digitalisierung stattfand, und die Recherche nach einer Antwort Zeit beansprucht hat. In der Enzyklopädie Brockhaus, genauer gesagt im Band 23, ist auf der Seite 247, ein kleiner Abschnitt dem Wort Vernissage gewidmet. Genauso wie im deutschen Brockhaus Wörterbuch eine etwas ausführlichere Begriffserklärung zu finden ist. Vernissage […’sa:ge], die; -, -n,  stammt von dem französischen Wort ‚vernissage‘ ab, was so viel wie zu: vernir, etwas lackieren, firnissen, oder auch Lack bzw. Firnis, oder Firnistag bedeutet. In der Bildungssprache steht der Begriff für die „Eröffnung einer Ausstellung, bei der die Werke eines lebenden Künstlers [in kleinerem Rahmen mit geladenen Gästen] vorgestellt werden […]“. Der Firnis (frz.: vernis) auf den das Wort Vernissage zurückzuführen ist, bezeichnet einen Lack, ein schnell trocknendes, farbloses Öl, der als Schutzschicht nach Vollendung eines Gemäldes auf die Farbschicht aufgetragen wurde, um das Kunstwerk bzw. die Ölfarben vor dem Verblassen und anderen Umwelteinflüssen zu schützen. Der Firnis war der letzte Feinschliff der das Gemälde vollendete und eine Art Konservierungsversuch darstellte. Das Firnissen ist kein Brauch der noch zelebriert wird, im Gegensatz zu dem Event einer Vernissage.

Gibt man den Begriff Vernissage bei Google ein, erhält man in der ‚AI Overview‘ eine Begriffserklärung, eine kurze Geschichte zu dem Wort und eine Erläuterung zur heutigen Bedeutung. „Eine Vernissage ist die feierliche Eröffnung einer Kunstausstellung, die oft in kleinem Kreis vor der offiziellen Eröffnung stattfindet. Der Begriff stammt aus dem französischen, wo er ursprünglich das Auftragen eines Firnis auf ein Gemälde beschrieb.“ Diese Definition ist etwas ausführlicher als die Brockhaus Auflistung. Allerdings erfahren wir zusätzlich den Zeitpunkt des Firnistages. Künstler:innen haben ihre Ölgemälde am Vortag vor der offiziellen Eröffnung der Kunstausstellung mit einer Schicht Firnis überzogen, um die Farbe zu schützen und zu fixieren. Also ein intimes Ereignis zwischen Künstler:innen und dem Kunstwerk, genau wie eine Vernissage ein persönliches Ereignis in kleinem Kreis mit den Künstler:innen und deren Kunst ist. Eine Vernissage ist eine Vorschau, praktisch der Trailer für ein ausgewähltes Publikum, die Reden der Kurator:innen, der Laudator:innen oder der Künstler:innen beinhaltet. Die Besucher haben die Möglichkeit mit den Künstler:innen, über ihre Kunst in einen Dialog zu treten. Das Pendant zur Vernissage, ist die Finissage (frz.: finissage, zu: finir = (be)enden)) die Beendigung einer Kunstausstellung. 

Scrollen wir nun weiter die Seite hinunter, stoßen wir auf den Wikipedia Eintrag, der sich von der AI Definition nur durch ein paar Formulierung unterscheidet. Allerdings beinhaltet er ein relevante historische Entwicklung des Begriffs. Das der Firnis zur Endgültigen Fertigstellung eines Gemäldes zählt, haben wir bereits gelernt: Das Firnissen übernahm entweder der Künstler selbst, oder ein Lehrling. Dieser Brauch, der der förmlichen Ausstellungseröffnung voranging wurde im Laufe der Zeit mit einer kleinen Feier im Kreise von Freunden und, oder Auftraggebern gewürdigt. Heutzutage entspricht die Vernissage der Ausstellungseröffnung. Diese wird aber immer noch einer selektierten Auswahl an Personen, wie Kunsthändlern, Politikern, Investoren und der Presse vorbehalten. Also ein gesellschaftliches Ereignis, das oft mit Reden, Musik, Getränken und einer lockeren Atmosphäre verbunden ist, behauptet zumindest ChatGPT. 

Nach diesen ähnlichen Erläuterungen die sich, wie wir finde wunderbar ergänzen, hoffen wir, dass ihr genauso viel Lust bekommen habt wie wir auf unsere anstehende Vernissage und die darauf folgende Ausstellung. Wir werden bei unserer Vernissage keine Zeugen des Auftragen von Firnis sein, aber das Publikum von neuer Kunst und neuen Künstler:innen, die in ihren Gemälden und Fotografien Ausdruck suchten und diese präsentieren wollen. 

Ausstellung im JuZe Konstanz

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Allgemein, Ausstellung 2025, Über uns

Die Kunst-Werk-Stadt bereitet aktuell gemeinsam mit dem JuZe, dem Jugendzentrum der Stadt Konstanz, eine Ausstellung vor, die in den Räumen des JuZe stattfinden wird. Bis zum 31.08. konnten sich Künstler*innen mit ihren Werken bewerben, die Ausschreibung richtete sich vor allem an noch unbekannte Kunstschaffende, deren Werke bisher noch nicht in öffentlichen Ausstellungen zu sehen waren. Im nächsten Schritt werden die eingereichten Arbeiten gesichtet und bewertet, so dass eine Auswahl für die Ausstellung getroffen werden kann.

Die Ausstellung wird vom 18. bis 30. Oktober 2025 in den „Freiräumen“ des JuZe stattfinden und mit einer Vernissage am 17. Oktober eröffnet.

Unter der Kategorie Über uns → Aussstellung 2025 werden wir hier im Blog schon vorab über die Künstler*innen, ihre Werke und sonstige Informationen zur Ausstellung berichten.

Die Konstanzer Schwurhand – Wenn Gesten Geschichte schreiben

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Allgemein, Deutsch, Konstanz entdecken, Kunst & Architektur

Die Schwurhand von Franz Gutmann mit Blick auf die Untere Laube. Foto: Linn Petrat

Die Schwurhand von Franz Gutmann mit Blick auf die Untere Laube. Foto: Linn Petrat

Daumen hoch, Kleiner-Finger-Schwur, ein Herz formen, oder der emporgereckte Finger als Zeichen einer unflätigen Beleidigung: Unsere Hände dienen uns Menschen schon seit Ewigkeiten als Ausdrucks- und Kommunikationsmittel. Manche Gesten sind universell lesbar, manche unterscheiden sich je nach Region, und manche verändern sich auch über die Zeit. So wird das Herz inzwischen nicht mehr aus Daumen und Zeigefinger, sondern aus Zeige- und Mittelfinger geformt. Doch die universelle Aussagekraft und Kommunikationsfähigkeit der Hand bleibt weltweit und zeitübergreifend bestehen.

Haben Sie jemandem schon einmal etwas versprochen? Meist dient hier das Ineinanderhaken der kleinen Finger als Zeichen, dass man es mit seinem Versprechen auch wirklich ernst meint. Vor einigen hunderten Jahren hätten wir hierfür vermutlich eher den Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger in die Höhe gehalten. Die Schwurhand ist im Mittelalter europaweit verbreitet und gilt als Eidesbekenntnis, abgelegt unter Gottes Augen. Eine Geste, die jedoch nicht leichtfertig verwendet werden sollte – denn wer seinen Eid brach, wurde auf drastische Weise bestraft. Das Brechen des Eides konnte einem die Hand kosten.

Der mittelalterliche Schwur findet in der Konstanzer Altstadt eine ganz besondere bildliche Form: Bereits im Jahr 1975 wurde die Schwurhand von Franz Gutmann (1928-2024), von dem auch der Münsterbrunnen stammt, geschaffen. Seit 1990 steht die Bronzekulptur in der Torgasse. Drei voluminöse Finger drücken sich hier aus dem Boden heraus, der Rest der Hand bleibt im Boden verborgen. Die schmale Gasse wird von dem Kunstwerk, das eine Fläche von 119 mal 142 Centimetern beansprucht, fast ganz eingenommen und wird für Einwohner*innen und Tourist*innen zum Nadelöhr. Doch wieso steht die Bronzeskulptur genau an diesem Engpass? Es handelt sich dabei natürlich nicht um einen Zufall. Denn die Schwurhand befindet sich in unmittelbarer Umgebung der Konstanzer Vertreter von Recht und Gesetz: Wenige Schritte entfernt residiert die Konstanzer Staatsanwaltschaft im alten Lanzenhof und in der Unteren Laube, und in der Altstadt und dem Paradies befinden sich ebenfalls in fußläufiger Entfernung das Landgericht, das Amtsgericht, sowie das Familien- und Sozialgericht. Also Orte, an denen das Leisten eines Eides keine Seltenheit und die Wahrheit Grundlage einer fairen Rechtsprechung ist.

Die Schwurhand schlägt eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, und zeigt dabei auf, was überdauert: Das menschliche Bedürfnis, unsere Worte und deren Aussagekraft mit Gesten zu unterstützen. Sie lässt uns nicht nur durch ihr Versperren des direkten Weges innehalten, sondern regt auch zum Nachdenken und Philosophieren an. Können wir nur einen Teil der Wahrheit erkennen, so wie wir nur einen Teil der Skulptur sehen können? Wer sich an der Schwurhand vorbeischlängelt, wird mit der Frage nach unserer Ernsthaftigkeit konfrontiert: Was ist ein Versprechen eigentlich wert?

Unser Tipp: Wer sich schon immer gefragt hat, was die Schwurhand eigentlich so über sich selbst sagen würde, kann dies mit Text und Wort von Marvin Suckut nachhören. Der Poetry-Slammer leiht der Schwurhand im Rahmen des Projektes KUNSTSTÜCKE seine Stimme:  KunstStücke | Schwurhand

Die Konstanzer Imperia: Denkmal, Kunst und Wahrzeichen

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Allgemein, Deutsch, Historische Gebäude, Kunst & Architektur

Sie ist ein Wahrzeichen und Portalfigur des Hafens: Seit ihrer Konzeption durch Peter Lenk und der Platzierung am 24.04.1993 auf der alten Pegelmessstelle im Hafenbecken, Laufrichtung nach Osten, ist die Imperia fest im Stadtbild verankert. Die ausgeklügelte Platzierung auf dem Steg ermöglicht die optische Freistellung der 9 Meter hohen Damenfigur, sie drängt sich von jeder Seite zentral ins Blickfeld. Obwohl der visuelle Zugang vom Wasser aus mit den Passagierschiffen, von Norden aus durch den Stadtgarten, vom Süden aus durch die Landzunge Klein Venedig und vom Westen aus durch die Hafenpromenade möglich ist, dreht sie sich und zeigt innerhalb von 4 Minuten jeder:m Betrachter:in ihre Qualitäten.

Ihre schiere Größe unterstreicht den machtvollen Charakter, der ihr eingeschrieben wurde, so kann der Sockel, auf dem sie steht, zu Fuß umrundet werden, wobei zu ihr aufgesehen werden muss, um sie zu betrachten. Auch der Steg, der keinen anderen Weg zulässt als auf die Imperia zu, übernimmt die leitende Funktion, sämtliche Blicke auf der Statue zu zentrieren. Sie kontextualisiert sich auch mit ihrer Umgebung: Sie blickt über die ankommenden Passagiere hinweg und schaut nur in die weite Entfernung, lediglich das Konzilsgebäude im Nordwesten fängt ihren Blick auf. Dies ist kein Zufall: Die Inspiration der Imperia und ihre visuelle Erscheinung nehmen das Konzil im 15. Jahrhundert, eines der bedeutendsten historischen Ereignisse der Stadt, aufs Korn, indem sie sich selbst halbnackt und mit nur einer Robe und Höschen bekleidet, in ihren Händen jedoch die kindhaften Gauklerfiguren als Kaiser und Papst im Adamskostüm präsentiert. Sie zeigt wortwörtlich die weltliche und geistliche Macht in den Händen einer Kurtisane. Die Imperia als satirische, patriarchatskritische Kunst, ‘historisches’ Denkmal und Kultfigur funktioniert nur dort aufgrund ihres Umfelds, sowohl geographisch als auch politisch und kulturell.

Die symbolische Kraft der künstlerischen Schöpfung ist außerordentlich vielschichtig. Die erste Ebene bezieht sich rein auf das äußere Erscheinungsbild: Eine halb entblößte Kurtisane hält die unbekleideten Repräsentanten der weltlichen und der kirchlichen Macht in den Händen: Sie hat die Macht, zu verstecken, während sie die offiziellen Machthaber entblößt, entwaffnet und zu ihren Untertanen macht.

Die zweite Ebene bezieht sich auf den historischen Hintergrund: Die Vermischung der historischen Figur Imperia Cognati von Rom im späten 15. Jahrhundert, die jedoch nie in Konstanz war, mit dem florierenden Kurtisanengeschäft zur Zeit des Konstanzer Konzils, wie aus der Richental-Chronik hervorgeht, kontextualisiert die Hafenfigur “Imperia” durch den Namen als fiktive Machtfigur und legt nahe, dass die zwei Figuren auf ihren Armen König und später Kaiser Sigismund und einen der Päpste um das Konzil, entweder Gregor XII., Benedikt XIII., Johannes XXIII. oder Papst Martin V. darstellen könnten, die mit ihren Institutionen beide den Reizen der Frau verfallen. Lenk stellt damit die Schattenseite der glänzenden Persönlichkeiten und ihrer Institution aus und nimmt das Patriarchat auf die Schippe. Die Nacktheit der beiden identifizierten Repräsentanten kehrt als Ironisierung die versteckten Seiten nach außen: Zum einen sind die Dienste einer Kurtisane nur zu einem gewissen Grad unbekleidet in Anspruch zu nehmen, zum anderen wird auf den kulturellen, literarischen und sozialen Habitus, Nacktheit mit Verletzbarkeit zu verbinden, verwiesen: In “Des Kaisers neue Kleider” verliert der Kaiser seine Glaubwürdigkeit, indem er nackt vor seine Untertanen tritt; Auf dieses Märchen weist auch die Narrenkappe der Kurtisane hin.

Die dritte Ebene behandelt den Standort, die zeitliche Diskrepanz zwischen der referenzierten Zeit und der Entstehungszeit, und die damit verbundene Konnotation. Eine Statue, um die Neuankömmlinge von Seeseiten zu beeindrucken und die Stadt symbolisch zu schützen, erscheint logisch – da die Imperia jedoch erst in den 1990er Jahren errichtet wurde, fingiert sie eine historische Relevanz und einen architektonischen Wert für die Stadt. Da die Imperia jedoch weder eine historische Statue noch eine historische Figur ist, oder einen historischen Standort hat, hebt sie ihre symbolische Bedeutung umso mehr hervor, wodurch sie sich wiederum einen architektonischen, zeitgenössischen und künstlerischen Wert erschaffen hat.

Weniger eine symbolische Ebene, aber ein wichtiger Umstand, ist die Kritik, die Lenk nach Enthüllung der Statue bekam. Die Erbauung außerhalb Konstanz und Montage in einer Nacht, sowie das gesetzliche Schlupfloch, dass das Grundstück, auf dem die Imperia steht, der deutschen Bahn gehörte, weshalb die Stadträte außer Drohgebärden zu zeigen nichts tun konnten, um die Imperia aus dem Stadtbild zu verdrängen, erzürnte konservative Politiker:innen und andere Bewohner:innen, wie in den Zeitungsarchiven nachzulesen ist. Trotz dieser Meinungen hat das größte Prostituiertendenkmal, das es gibt, es geschafft, sich als Konstanzer Wahrzeichen und Touristenattraktion zu etablieren, und steht seit 2024 sogar unter Denkmalschutz.

Kunst kennt keine Grenzen – Eindrücke von der Kunstgrenze Konstanz-Kreuzlingen

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Allgemein, Deutsch, Konstanz entdecken

Die Skulptur "Magier" von Johannes Dörflinger befindet sich am Ufer des Bodensees. Die rote Metallfigur, die eine Leiterstruktur zeigt, hebt sich stark vom Blau des Wassers und des Himmels ab.

Die Skulptur „Magier“ von Johannes Dörflinger am Ufer des Bodensees. Foto: Linn Petrat

Den meisten Konstanzer und Kreuzlinger Bürger*innen dürfte sie beim Übertreten auf dem Sonntagsspaziergang kaum mehr auffallen: Die Landesgrenze zwischen Deutschland und der Schweiz, die zwischen dem Konstanzer Sea-Life und dem Kreuzlinger Seeburgpark verläuft. Anders als an vielen Grenzübertritten muss man hier keinen Zoll durchqueren.

Doch wer bei seinem Spaziergang einmal den Blick vom glänzenden Wasser des Bodensees heben kann, der bemerkt schnell, dass die Grenze zwischen den beiden ineinander überlaufenden Städten doch markiert wird. Ganze 22 Edelstahlskulpturen verlaufen auf 300 Metern über das Areal Klein Venedig bis in den Bodensee hinein. Die jeweils acht Meter großen Skulpturen wurden von dem in Konstanz geborenem Künstler Johannes Dörflinger erschaffen und säumen seit dem Jahr 2007 das Grenzareal. Sie befinden sich sowohl direkt auf der Grenzlinie, aber sind auch in gleicher Anzahl auf deutscher und Schweizer Seite positioniert und lösen so eine Trennung der zwei Länder auf – eine subtile und doch unübersehbare Öffnung der Grenze, die die beiden Städte miteinander verbindet.

Was hat sich an dieser Stelle vor der Kunstgrenze befunden? Lange Zeit war eine offene Grenze zwischen den zwei Städten gang und gäbe – bis in der Zeit des Regimes der Nationalsozialisten 1939 ein Grenzzaun errichtet wurde, um Grenzübergänge von Flüchtenden vor dem Regime in die Schweiz zu verhindern. Gab es zu dieser Zeit das Areal Klein Venedig zwar noch nicht, wurde die Errichtung einer Grenze dort im Jahr 1973 nachgeholt. Erst seit dem Jahr 2004 setzten sich die Konstanzer und Kreuzlinger Stadtoberhäupter Horst Frank und Josef Bieri für den Abriss des Grenzzaunes ein – 2006 wurde der Maschendrahtzaun von Frank und Bieri gemeinsam durchtrennt. Auf die Bedingung der Zollbehörden, dass die Landesgrenze markiert bleiben solle, wird reagiert: Die weltweit erste Kunstgrenze entsteht direkt am Bodensee. Ein symbolträchtiger Meilenstein für Konstanz und Kreuzlingen, und die Gestaltung von Grenzübergängen auf der ganzen Welt!

Ist die Grenze seither dauerhaft geöffnet? Nicht ganz, denn durch den Ausbruch der COVID-19-Pandemie und den damit einhergehenden Grenz- und Abstandsregelungen wurden im März 2020 erneut Zäune errichtet. Da viele Paare, Familien und Freunde in ergreifenden Szenen versuchten, sich durch den Zaun zu berühren, kam ein zweiter dazu, um die damals regulären Zwei-Meter-Mindestabstand geltend zu machen. Doch nach dem nur wenige Monate andauerndem Intermezzo – im Mai 2020 wurden die Zäune wieder abgebaut – ist Dörflingers Skulpturengruppe wieder alleiniger Besuchermagnet an der Deutsch-Schweizer Grenze.

Das "Glücksrad" von Johannes Dörflinger steht unmittelbar neben einem Metallschild, das die Landesgrenze markiert. Foto: Linn Petrat

Das „Glücksrad“ von Johannes Dörflinger steht unmittelbar neben einem Metallschild, das die Landesgrenze markiert. Foto: Linn Petrat

Die Historie des Grenzareals direkt am Ufer des Sees ist uns nun bekannt – doch was zeigen die Skulpturen der Kunstgrenze eigentlich? Die metallisch-roten Figuren, deren Farbe je nach Lichteinfall leicht changiert, stellen die „Großen Arkana“, die Trumpfkarten des Tarots dar. Dörflinger stellt jedoch keine Illustrationen der Kartenmotive dar, er gestaltet die Figuren abstrahiert, durchlässig, dynamisch: Aus geraden und gebogenen Metallstreben entstehen Objekte, die durch Formen wie Spiralen oder Pfeile sehr bewegt wirken und in ihren Umraum hineingreifen. Sie erschaffen eine Verbindung, nicht nur zwischen Deutschland und der Schweiz, sondern auch zwischen Erde, Luft und Wasser. Manche Skulpturen treten nicht nur mit ihrem Umfeld, sondern auch untereinander in einen Dialog: So zeigen Sonne und Mond ein ähnliches Motiv, welches aber in unterschiedliche Richtungen hin geöffnet ist. Sie bilden eine harmonische Einheit und werden zu einem figurativen Kreislauf. Die Herrscherin und der Herrscher zeigen zwei Halbkreise, die einander zugewandt sind, und den Betrachter*innen somit ein Tor zum Bodensee bilden: einem Gewässer, das an drei Länder grenzt. Während im Untersee eine Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz festgelegt ist, gibt es diese im Obersee nicht – ein grenzenloser Raum. So ist es passend, dass der Magier im Bodensee platziert ist. Seine Form erzeugt durch die entgegengesetzten Bewegungen Spannung, und hält sich doch selbst die Waage.

Die Titel der Skulpturen, die den Kartenbezeichnungen entsprechen, sind in den vier Sprachen deutsch, englisch, italienisch und französisch in den Sockel eingraviert. Sie verweisen auf die Ländersprachen Deutschlands und der Schweiz und auch international darüber hinaus – und lösen damit einmal mehr Grenzen als auch (Sprach-)Barrieren auf.

Gerade in einer Zeit, in der ein Diskurs um Ländergrenzen tagtäglich geworden ist, erhält die Kunstgrenze eine neue Relevanz: Die Kunstgrenze ist eine Erinnerung an unsere Freiheit, Grenzen überschreiten zu können, ohne dabei mahnend auf ihre Geschichte zu verweisen. Sie löst die Grenze auch nicht auf, sondern macht sie zu einem weiten Raum. Einem Raum, der diskutiert, geöffnet und überschritten werden darf.

Kanntest du die Geschichte und Bedeutung der Kunstgrenze schon? Oder kennst du andere Kunst an der Grenze? Erzähle uns gerne davon in den Kommentaren.

 

Die Informationen stammen aus: Johannes-Dörflinger-Stiftung (Hrsg.): Kunstgrenze. Skulptur Idee Ort, Sulgen/Zürich 2008 und Von Platen, Amelie-Claire: Kunst im Grenzbereich: Der Skulpturenpark Kunstgrenze Konstanz-Kreuzlingen. Sehen Entdecken Staunen, Konstanz 2007.

Unsere Uni – Unser Dorf

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Allgemein, Deutsch, Historische Gebäude, Konstanz entdecken, Kulturell, Kunst & Architektur

Woran denkt ihr, wenn ihr “Universität Konstanz” hört? Viele haben vermutlich als erstes bemalte Säulen, abstrakte Formen und buntes Glas vor Augen. Zusammen mit den verwinkelten Räumen, untertunnelten Gebäuden und zahlreichen Verbindungswegen ergibt sich ein Baukomplex ohnegleichen. Manch einer versteht, warum sie auf der Plattform Reddit schon mit einer fiktiven Zaubereischule gleichgestellt wurde: Selbst nach Jahren der Arbeit auf dem Campus stolpert man über unbekannte Ecken und Kunst am Bau. Wieso ist die Universität überhaupt so verwirrend konstruiert? Dafür machen wir heute eine kleine Zeitreise in die Entstehungsgeschichte der Universität – und zu den Ansätzen der zuständigen Architekten.

Die Uni wurde erst 1966 gegründet und die ersten Gebäude 1972 bezogen. Architekt Horst Linde arbeitet mit anderen Zuständigen ein hochkomplexes Konzept aus: Zum einen sollte die inhaltliche Nähe zwischen Forschungsdisziplinen verarbeitet werden, quasi als Hommage an die Interdisziplinarität; Jedes Gebäude hat mehrere Zugänge von verschiedenen Fakultäten und Stockwerken. Von der Mensa zur Naturwissenschaft? von der Naturwissenschaft zur Informatik? Von der Literaturwissenschaft zur Rechtswissenschaft? Jede Schwelle eröffnet einen neuen Raum für Verbindung. Zweitens stand die Erreichbarkeit der Versorgungsorgane im Vordergrund: Literatur, Nahrung und Arbeitsplätze sind zentral in der Unibibliothek und der Mensa erreichbar, sie sind das Herz der Uni. Drittens ist die soziale Situation an der Hochschule mitgedacht. Zwischen den Büros und Vorlesungssälen sind breite Gänge und Toiletten alle Nase lang, Sitzgruppen in ungenutzten Ecken, Teeküchen und grüne Innenhöfe laden zum Gespräch zwischen allen Teilnehmer:innen am Universitätsalltag ein. Übrigens wurde auch die Kunst am Bau in die Architektur eingewebt, anstatt nur zuletzt angebracht zu werden.

Was hat das aber mit einem Dorf zu tun? Dafür muss ein Gründungsmythos erläutert werden: Angeblich hat der ehemalige Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger in den 50er Jahren auf dem Rückweg aus seinem Italienurlaub den Gießberg von der Sonne erleuchtet gesehen und beschlossen, auf diesen Berg gehöre eine Universität. (Der Wahrheitsgehalt darf angezweifelt werden: Es gab nämlich neben dem Gießberg auch den Bettenberg als möglichen Kandidaten, von denen sich bekanntlich erster durchgesetzt hat). Die Hanglage sollte bei der Bebauung durch die Architektur nicht ausgeglichen werden, sondern ausgestellt: Hohe Gebäude stehen auf höherem Grund als niedrigere, von der zentralen Gebäudegruppe nach außen wird der Abstand zwischen den Gebäuden größer, die Ausrichtung ist nicht als striktes Raster ausgelegt. Sie bilden eine Struktur wie eine Agora: der Zentrale Innenhof zwischen A, E, G, K, gewissermaßen auch H und F, die Ringverbindungen zwischen verschiedenen Gebäudegruppen und die Hauptverkehrsadern zwischen einzelnen Gebäuden muten wie eine kleine Stadt an. Die Planer sprachen sogar selbst von Gassen und Plätzen wie in einer Altstadt, von Ecken mit entdeckbaren Dingen, die Platzierung der meistbesuchtesten Orte im Zentrum wurde von der generellen Stadtplanung abgekupfert. Im Gegensatz zu amerikanischen Campusgeländen, deren Gebäude einzeln stehen und mit viel Leerraum geschaffen wurden, sollte die Uni Konstanz als zusammenhängendes Dorf umgesetzt werden, um organisch und innovativ ein Paradebeispiel für innovative Architektur für den Menschen darzustellen.

Viele einzelne Gebäude, verbunden durch Gänge, Brücken und Höfe und sich wiederholende Architekturelemente bilden unseren geliebten Campus. Wir verlaufen uns vielleicht ab und zu einmal, landen versehentlich im falschen Gebäude oder öffnen eine Fluchttür beim Versuch, die Uni zu verlassen, aber eigentlich können wir sehr froh sein, in unserer Stadt der Wissenschaft sein zu dürfen. Der Charme unserer Uni liegt doch gerade im Mensaterassenblick über den See, in den Ecken, Teeküchen, Trampelpfaden und der labyrinthischen Struktur. Man läuft sich eben immer zweimal über den Weg – oder drei, vier, fünf…

Die Informationen stammen aus Edinger, Eva-Christina: Wissensraum, Labyrinth, symbolischer Ort. Die Universitätsbibliothek als Sinnbild der Wissenschaft, Konstanz / München 2015 und Linde, Horst: Struktur und Architektur einer Universität. Gedanken zur Planung der Universität Konstanz. In: Sund, Horst; Timmermann, Manfred (Hg.): Auf den Weg gebracht. Idee und Wirklichkeit der Gründung der Universität Konstanz, Konstanz 1979, S. 75-82.

Theater trifft Abendluft: Die Dreigroschenoper open air

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Allgemein, Deutsch, Konstanz entdecken, Kulturell

Ein lauer Sommerabend, eine leichte Brise und spürbar viel kreative Energie in der Luft. Dazu die eindrucksvolle Kulisse des Konstanzer Münsterplatzes, neugierige Gesichter und eine erwartungsvolle Stimmung. Die richtigen Voraussetzungen für einen gelungenen Theaterabend unter freiem Himmel.

Die Vorstellung dauerte insgesamt rund drei Stunden, inklusive einer 30-minütigen Pause. Die Handlung, angesiedelt in der düsteren Unterwelt Londons, dreht sich um den berüchtigten „Mackie Messer“, der sich in Polly, die Tochter des einflussreichen Bettlerkönigs Peachum, verliebt. Zu den Widerständen und Intrigen, die vor allem Pollys Vater und ihre Mutter gegen die Beziehung entfesseln, bahnt sich das Stück seinen Weg durch große Themen wie Macht, Liebe, Korruption und soziale Ungleichheit.

Visuell beeindruckte die Inszenierung durch ein konsequent durchgezogenes Kostümkonzept. Alle Darstellenden trugen identische Grundkostüme: schwarze kurze Haare, weiß geschminkte Gesichter, lange weiße Hemden mit schwarzer Krawatte. Je nach Rolle und Szene kamen zusätzliche Elemente hinzu: etwa ein Mantel, eine Polizeijacke, Mütze, Blaumann, Sonnenbrille oder Korsagen. Diese minimalistische, fast schon maskenhafte Ästhetik unterstrich den distanzierten, gesellschaftskritischen Ton des Stücks und verlieh den Figuren dennoch genügend Spielraum für Individualität.

Musikalisch wurde die Aufführung eindrucksvoll von der Bodensee Philharmonie begleitet, die auf einer separaten Bühne spielte. Ihre Musik verstärkte die Wirkung der Szenen spürbar. Besonders charmant waren die Momente, in denen die Schauspielenden die Musiker:innen in das Spiel einbezogen, ein gelungenes Mittel, um die Grenze zwischen Theater und Orchester aufzulösen.

Anders als in der Originalfassung endet die Geschichte überraschend versöhnlich: Mackie entgeht dem Galgen, es gibt ein Happy End. Ein spannender Twist, der nach dem intensiven Spannungsaufbau beinahe etwas überhastet wirkte und dem Stück nicht ganz gerecht wurde.

Die Inszenierung von Brechts Dreigroschenoper verknüpfte klassische Gesellschaftskritik mit moderner Spielfreude. Ein beeindruckender Theaterabend, kraftvoll und stimmungsvoll, der nicht nur unterhielt, sondern auch zum Nachdenken anregte.

https://www.theaterkonstanz.de/programm/Muensterplatz+Open+Air

Sechser im Lotto

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Die „Lotterie des Lebens“ bezieht sich auf einen Beitrag, der im Rahmen des Charity Slam 2023 entstanden ist und für die Aktion „Kunst an der Baustelle“ gekürzt wurde. Er thematisiert die Alltagsprobleme, mit denen wir hierzulande zu kämpfen haben und stellt sie den Problemen gegenüber, mit denen Menschen auf der anderen Seite der Welt konfrontiert sind. Meist zwei vollkommen unterschiedliche Arten von Problemen.

Sechser im Lotto

Sechser im Lotto – @Jacqueline – Foto by © Jean-Marcel Rieger  Künstlerin: Jacqueline

Die Lotterie des Lebens: Glück, Schicksal und die Kunst des Losziehens

Jeder von uns hat bereits von ihr gehört oder sie vielleicht sogar selbst erlebt: die Metapher von der „Lotterie des Lebens“. Doch was verbirgt sich wirklich dahinter? Ist unser Leben lediglich ein Zufall, eine Frage des Glücks oder steckt mehr dahinter als nur das Ziehen eines beliebigen Loses? In diesem Blogbeitrag untersuchen wir die Bedeutung dieser faszinierenden Metapher und was sie über unser Verständnis von Glück und Schicksal aussagt.

Die Bedeutung der „Lotterie des Lebens“ 

Der Begriff beschreibt die Unvorhersehbarkeit unseres Lebens und Daseins. Wie bei einer Lotterie, bei der man nie genau weiß, welche Zahlen gezogen werden, wissen wir oft nicht, welche Chancen oder Herausforderungen uns im Leben erwarten. Manche Menschen scheinen mit einem „guten Los“ geboren zu sein – wohlhabend, gesund, glücklich – während andere mit weniger Glück kämpfen müssen. Bei manchen ist es auch so, dass sie das Glück im Verlauf des Lebens verlässt und sie so ihr „gutes Los“ verlieren und plötzlich zu der anderen Gruppe gehören. Diese Metapher regt dazu an, über das Verhältnis von Zufall und Kontrolle nachzudenken. Sind wir bloß Spielbälle eines unberechenbaren Schicksals? Oder haben wir Einfluss auf unsere Lebensumstände und die Karten, die man uns zuspielt? In diesem Sinne stellt sich auch die Frage, was bedeutet ein ‚Sechser im Lotto‘ in der Lotterie des Lebens? Wir haben dazu einige unserer KWS Mitglieder gefragt:

  • Für mich bedeutet ein ‚Sechser im Lotto‘ Gesundheit, Schwerelosigkeit, das Gefühl von angekommen sein, in mir ruhen und sorglos einzuschlafen. 
  • Ganz einfach: Für immer Urlaub und keine Arbeit mehr! 
  • Ich denke eher an einen Gefühlszustand, nichts materielles.
  • Für mich bezieht sich ein ‚Sechser im Lotto‘ nicht auf eine Person, sondern auf einen Zustand, den du nur bekommst, wenn Familie, Freunde und die ganz normalen Grundbedürfnisse erfüllt sind. 
  • Ganz klar.. Das ist ein emotionaler Wert!
  • Schwierige Frage. Etwas, das man nicht erreicht kann – vier oder fünf richtige reichen mir vollkommen aus.
  • Ein totales Klischee! Für mich ist wichtiger, dass alle wichtigen Personen gesund sind. 
  • Generell bedeutet ein Sechser im Lotto eine Stabilität im sozialen und finanziellen Aspekt. 
  • Eine willkürliche Entscheidung und der Zufall entscheiden. Durch puren Zufall bekommt man einen großen Gewinn. Das muss aber nicht nur finanziell gemeint sein. Beispielsweise kann man auch das Fahrrad statt den Bus nehmen und so nicht in ein Spinnennetz an der Bushaltestelle laufen.
  • Ein Stück Schönheit mit dem ich nicht gerechnet habe.
  • Bei einem solchen Gewinn hätte ich eher angst. Geld ist wichtig, um über die Runden zu kommen, aber ein normales Gehalt reicht vollkommen. 1 Million Euro würde mehr Probleme und Sorgen mit sich bringen. 
  • Niemand rechnet mit einem Sechser im Lotto. 
  • Ein sorgloses Leben mit 10 Hunden, 5 Axolotl, 20 Katzen und den Liebsten. 

Es wird schnell klar, dass nicht jeder den „Sechser im Lotto“ gleich interpretiert. Für manche ist es ein Gefühl, für andere die Tatsache, dass es den liebsten Menschen gesundheitlich gut geht. Fest steht aber, dass wir den Sechser im Lotto eigentlich nicht als etwas schlechtes ansehen. Natürlich ist die Chance immer gering, dass man den Sechser im Lotto hat, doch es gibt Lottoscheine, auf denen am Ende einer Ziehung die richtigen sechs Zahlen stehen. Auch wenn die Chance gering ist, besteht sie dennoch. In der Lotterie des Lebens können wir zwar keine physischen Lottoscheine kaufen, doch am Ende kann sich auch im Leben das Blatt wenden und mit viel Glück und einer Prise Schicksal stehen am Ende des Tages die richtigen sechs Zahlen auf dem besagten Schein. Man kann eine Krankheit besiegen, sich ins Leben zurück kämpfen oder finanzielle Freiheit erlangen. Zugleich ist es aber auch möglich, dass man auf dem Höhepunkt der Karriere einige Gänge zurückschalten muss, weil die eigene Gesundheit oder die von den Liebsten einen dazu zwingt. Das Leben ist ein auf und ab und genau das spiegelt sich in dem hier gezeigten Werk und auch dem Titel wieder. Man kann direkt zu Anfang oder auch erst nach dutzenden Versuchen einen Sechser im Lotto bekommen. Zugleich ist es leider auch möglich, dass es nie dazu kommt. Wer sich die Wahrscheinlichkeit eines Sechsers im Lotto in Deutschland anschaut, wird auf folgende Wahrscheinlichkeit stoßen: 1/15.537.573,33. Es scheint unmöglich zu sein, doch immer wieder gibt es Menschen, die den Jackpot knacken. Sie schaffen es aber nicht, ohne selbst aktiv zu werden und sich ein Los zu kaufen. Übertragen wir das auf unser Leben oder eher gesagt die Lotterie des Lebens, ist es ähnlich. Es wird sich nichts ändern, wenn wir nicht aktiv werden, nicht mit den Scheinen an den Ziehungen teilnehmen, die man uns zugelost hat. Es besteht die Möglichkeit, dass wir viele Niete ziehen, doch genau wie im echten Lotto, ist ein Gewinn nicht unmöglich. Er ist nur sehr selten. 

Bleibt am Ende nur noch die Frage: Was bedeutet ein ‚Sechser im Lotto‘ für dich? Verrate es uns in den Kommentaren.

Vier sonnige Sommer-Veranstaltungen

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1.Grenzüberschreitender 24h FlohmarktZwei Schwan-Eltern mit ihren drei Küken auf dem See. Im Hintergrund ist die Imperia zu sehen.

Von dem 28.06. bis zu dem 29.06.25 findet der jährliche große Sommer-Flohmarkt statt. Die Besonderheit: In zwei Ländern, grenzüberschreitend und 24h. Mit über 9 Kilometern und mehr als 1.000 Ständen gibt es von Live-Musik, Kunst, Kleidung, Büchern, Spielzeuge bis zu verschiedensten Leckerbissen für alle etwas. Der Flohmarkt findet am Rheinufer, an der Laube, auf dem Schottenplatz, dem Lutherplatz, dem Sankt-Stephans-Platz, über die Kreuzlinger Straße bis zur Hauptstrasse in Kreuzlingen statt. Ab 16 Uhr geht es in Kreuzlingen los und ab 17 Uhr in Konstanz.

 

2.Das Altern der Anderen

„Das Altern der Anderen“ ist ein Stück der Spitalstiftung, welches auf Alter, Pflege und Gemeinschaft aufmerksam macht. Die Aufführungen finden vom 11.07. bis zu dem 13.07.25 in der Spiegelhalle Konstanz statt. Das Ziel dieses Projektes ist es, Pflegeheime nicht als Angstthema, sondern als Orte der Würde und Lebensqualität zu präsentieren.

Weitere Infos unter: https://www.spitalstiftung-konstanz.de/aktuelles.html

 

3.Weinfest

Von dem 30.07. bis zu dem 02.08.25 findet das jährliche Weinfest auf dem Sankt-Stephans-Platz statt. Mehrere Zelte, viele verschiedene Weine, regionale Köstlichkeiten, gute Stimmung und Live-Musik sind hier Programm. Geöffnet hat es von Mittwoch bis Freitag, 16:00-01:00 Uhr und am Samstag von 13:00-01:00 Uhr.

 

4.SeenachtsfestEin buntes Feuerwerk über dem Bodensee.

Am 09.08.25 findet das jährliche Seenachtsfest statt. Ab 15 Uhr verwandelt sich die Konstanzer Uferpromenade in einen bunten Schauplatz von Kunst, Sport und Musik. Neben Wasserski-Kunst, Live Bands, DJs und Tänzer:innen gibt es ein vielfältiges Programm. Der Höhepunkt des Abends ist das Musikfeuerwerk, die Nachbarstädte Konstanz und Kreuzlingen inszenieren atemberaubende Feuerwerke und krönen diese in einem gemeinsamen Finale.

Weitere Infos unter: https://www.seenachtfest.de/

In Kreuzlingen findet vom 08.08 bis zum 10.08.25 ebenfalls ein Seenachtsfest, das Fantastical statt.

Weitere Infos unter: https://fantastical.ch

Harmonie in Kontrast: Wenn Farben Geschichten erzählen

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Allgemein, Deutsch, Junge Kunst, Kunst am Bau

In einer Welt, die oft zwischen Hektik und Stille schwankt, schafft das Kunstprojekt „Harmonie in Kontrast“ einen Raum der Begegnung – zwischen Gegensätzen, Emotionen und innerer Einkehr. Im Zentrum stehen zwei abstrakte Katzen, deren kraftvolle Farbgebung nicht nur das Auge fesselt, sondern auch die Seele berührt. Rot, Blau, Schwarz und Gelb – jede dieser Farben trägt eine tiefere Bedeutung und erzählt eine eigene Geschichte im Wandbild.

Rot: Die Hitze der Leidenschaft

Die erste Farbe, die ins Auge springt, ist ein vibrierendes, flirrendes Rot. Es durchzieht die eine der beiden Katzen und scheint wie ein pulsierendes Herz inmitten des Bildes zu schlagen. Rot steht für Leidenschaft, Energie und Mut – Eigenschaften, die nicht nur das Tier symbolisiert, sondern auch den kreativen Schaffensprozess der Künstlerin selbst. Es ist die Farbe des Lebens, der Impulsivität und des Feuers. In „Harmonie in Kontrast“ wirkt Rot wie ein Aufschrei  und zugleich wie eine Einladung, das eigene Feuer zu spüren.

Blau: Die Tiefe des Mysteriums

Der Kontrast zum Rot könnte stärker kaum sein: Ein intensives, fast magnetisch anziehendes Blau durchzieht die zweite Katze. Blau steht für das Mysterium, die Tiefe und das Unausgesprochene. In dieser Farbe schwingt Ruhe, aber auch Unergründlichkeit mit. Sie zieht den Betrachter tiefer in das Bild hinein, regt zum Nachdenken an. Wo Rot laut ist, bleibt Blau leise und sanft – und schafft dadurch auch Raum für Interpretation. Zusammen mit dem Rot bildet es eine Spannung, die das Auge fesselt und gleichzeitig ein Gefühl innerer Balance erzeugt.

Schwarz: Das Geheimnis zwischen den Zeilen

Schwarz ergänzt die Komposition als stiller Schatten – es umrahmt, hebt hervor und verschleiert. Als Symbol des Geheimnisses gibt Schwarz dem Kunstwerk Tiefe und einen Hauch von Unnahbarkeit und Distanz. Es steht für das Nicht-Sichtbare, eine Leerstelle, das Unausgesprochene, das im Verborgenen liegt. Schwarz verleiht der Komposition Ernsthaftigkeit und lässt gleichzeitig Raum für Projektion und Spekulationen. Es fordert den Betrachter auf, zwischen den Linien zu lesen und vielleicht sich selbst darin zu entdecken.

Gelb: Die strahlende Lebensfreude

Und dann ist da noch Gelb – strahlend, warm, einladend, freundlich und fast schon kindlich. Es bringt Licht in die Szene, ohne sie zu dominieren. Gelb steht für Lebensfreude, Leichtigkeit und Optimismus. Es wirkt wie ein Hoffnungsschimmer zwischen den intensiven Farbtönen und balanciert die tiefere Symbolik der anderen Farben aus. In der Komposition bringt Gelb Bewegung und Wärme mit sich – ein Lächeln in Farbe.

Die Ruhe der Lesenden: Gelassenheit im Kontrast

Links im Bild, fast wie eine Parallelwelt, ruhen zwei menschenähnliche Figuren auf weichen Kissen – versunken in Bücher und abgeschottet vom Farbspektakel um sie herum. Ihre Körperhaltung vermittelt Entspannung. Ihre Aktivität steht sinnbildlich für Reflexion, Stille und Rückzug. Sie bilden das Gegengewicht zu den intensiven Katzen und Farben um sich herum. Diese Gegenüberstellung lädt ein, über das Verhältnis von Lebendigkeit und Gelassenheit nachzudenken. Wann greifen wir zum Buch und wann zum Pinsel? Wann lassen wir uns treiben und wann tauchen wir ab?

„Harmonie in Kontrast“ ist mehr als ein visuelles Erlebnis – es ist eine Einladung zur Selbstreflexion. Die kraftvollen Farben symbolisieren das Spannungsfeld, in dem wir uns alle bewegen: zwischen Leidenschaft und Ruhe, Geheimnis und Klarheit, Intensität und Leichtigkeit. Dieses Kunstwerk erinnert uns daran, dass Gegensätze sich nicht ausschließen müssen, sondern sich oft erst in ihrer Verbindung entfalten.