Der Frauenpfahl in Konstanz ist eine Sehenswürdigkeit an dem Bodenseeufer von dem Konstanzer Stadtgarten. Ein einzelner Pfahl mit einer Kugel aus weißen Streben an seiner Spitze ragt aus dem Wasser des Bodensees.

Errichtet um 1445 bei der Erbauung der Palisaden, verbirgt sich eine vielschichtige Vergangenheit, die unter anderem von dunklen, mittelalterlichen Praktiken erzählt.

Der Name „Frauenpfahl“ geht auf eine grausame mittelalterliche Strafpraxis zurück. Im Mittelalter wurden Frauen, die wegen Vergehen wie Ehebruch oder Diebstahl verurteilt wurden, an dieser Stelle hingerichtet. Die Gerichtbarkeit lag damals bei dem Kloster Reichenau. Während männliche Verurteilte häufig an dem Galgen auf dem Festland gewaltsam zu Tode kamen, wurden Frauen an dem Frauenpfahl hingerichtet.

Die verurteilten Frauen wurden in einem Sack mit lebendigen Tieren wie Katzen, Schlangen oder Hühnern eingenäht und schließlich in dem Bodensee ertränkt. Diese Praxis stand für Strafe und Sühne – die öffentliche Wirkung sollte als eine Abschreckung für die Bevölkerung fungieren.

 

Neben dieser düsteren Vergangenheit ist der Frauenpfahl auch ein archäologisches Denkmal jahrtausendealter Geschichte. Denn an dem Standort des Frauenpfahls fanden Taucher Reste prähistorischer Pfahlbauten aus der Jungsteinzeit. Diese lieferten Hinweise auf eine lange Siedlungsgeschichte der Region. Daher gehört der Pfahl heute zu dem UNESCO-Welterbe der „Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen“.

Dank dieser kontrastierenden Vergangenheit ist der Frauenpfahl ein Mahnmal und Wahrzeichen zugleich. Es besteht ein Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Denn zum einen mahnt der Frauenpfahl vor dem unvergesslichen Unrecht und der grausamen Gewalt, die die Frauen an dem Frauenpfahl erfahren haben. Zum anderen gedenkt der Frauenpfahl an die prähistorischen Pfahlbauten aus der Jungsteinzeit.

Der Frauenpfahl steht für Erinnerung, Vergessen, Gegenwart und Vergangenheit. Vergangenes das uns prägt, ob bewusst oder unbewusst. Die Geschichte hinter dem Frauenpfahl ist womöglich nicht jedem präsent, aber trotzdem unmittelbar ein Teil im alltäglichen Leben der Konstanzer:innen.

Wie oft waren Sie schon spazieren im Stadtgarten ?

Oder dort auf dem Seenachtsfest, Stadtgartenfest u.s.w. ?

Wie oft haben Sie schon auf den Frauenpfahl geblickt und sich nichts weiter dabei gedacht ?

Die Stimmen der Vergangenheit klingen in uns fort und formen unsere Gegenwart. Ihre Erinnerung zu bewahren ist entscheidend, um daraus zu lernen und Wertschätzung zu entwickeln.

 

Internetquellen:

https://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/todesurteil-bodensee-das-finstere-geheimnis-des-grausamen-frauenpfahls-von-konstanz;art372448,10241395

https://www.bodensee.eu/de/was-erleben/kultur/unesco-weltkulturerbe/pfahlbauten

Buchquellen: Johann Marmor: „Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung der Sitten- und Kulturgeschichte derselben.“ Konstanz 1860, S. 38-39.