Mörtelgrenzen im Langhaus

Betrachtet man die Langhauswände und ihre Maloberfläche, erkennt man unter künstlichem Streiflicht (oder mit Glück sogar bei natürlichen Lichtverhältnissen) horizontale Mörtelgrenzen. Diese nicht vollständig geglätteten Übergänge entstanden, als man die Kirche nach dem Hochziehen der Wände verputzt hat. Dazu wurden Gerüste verwendet, die man bereits zuvor beim Aufmauern genutzt ... mehr anzeigenBetrachtet man die Langhauswände und ihre Maloberfläche, erkennt man unter künstlichem Streiflicht (oder mit Glück sogar bei natürlichen Lichtverhältnissen) horizontale Mörtelgrenzen. Diese nicht vollständig geglätteten Übergänge entstanden, als man die Kirche nach dem Hochziehen der Wände verputzt hat. Dazu wurden Gerüste verwendet, die man bereits zuvor beim Aufmauern genutzt und in den Wänden verankert hatte. Die Tünche wurde von oben nach unten ausgeführt: nach Abschluss einer Putzschicht wurde die Arbeitsebene nicht mehr benötigt und wurde abgerüstet. Somit entstanden beim Auftragen des Mörtels horizontale Kanten der sich überlappenden Streifen, da jeweils von der nächsten Gerüstebene der Anschluss an die bereits getrocknete Vorgängerschicht gesucht werden musste.

Die Untersuchung der Mörtelgrenzen stellt ein wichtiges Indiz für die Datierung der Wandmalereien dar, denn auch in der Malerei kann man Farbstreifen im Hintergrund der einzelnen Wunderszenen erkennen. Diese haben aber mit den Mörtelgrenzen nichts zu tun. Im Gegenteil: die Szenen sind mit einer Kalkschlemme auf den bereits trockenen Putz gemalt. Dabei stören die Mörtelgrenzen den Aufbau der Bildfelder. So durchschneidet eine Mörtelgrenze die Figuren auf Kopfhöhe, eine andere läuft durch den mittleren Mäander. Dies weist darauf hin, dass die Ausmalung von neu aufgestellten Gerüsten aus erfolgte, deren Höhe mit den ersten Baugerüsten nicht übereinstimmte. Zwischen der ersten Fassung der Kirche mit einer hellen Mörtelschicht und Kalktünche und ihrer Ausmalung mit Bildfeldern und Rahmenformen muss also ein gewisser Zeitraum vergangen sein. Wie lang dieser Zeitraum ist, darüber sind sich die Kunsthistoriker bis heute nicht einig. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 2 - Bildquelle: Jakobs, Abb. 145

    Was hier im Steiflicht der Scheinwerfer deutlich wird, kann man bei günstigen Lichtverhältnissen oder aus einem sehr steilen Blickwinkel auf die Wand nachvollziehen: Eine Mörtelgrenze durchzieht die Szene mit der „Beruhigung des Sturms“ auf Kopfhöhe der Figuren.

  • Abb. 2 von 2 - Bildquelle: Jakobs, Abb. 146

    Auch beim Übergang von der „Beruhigung des Sturms“ zur „Heilung des Blindgeborenen“ kann man die Mörtelgrenzen im Streiflicht gut erkennen. Einen Zusammenhang zwischen Mörtelauftrag und Einleitung der Wunderszenen gibt es nicht, Beide Arbeitsgänge sind anders als bei einem echten „Fresko“ unabhängig voneinander erfolgt.