LKM Facetten

Praxisprojekte, Exkursions- und Seminarberichte, Ausstellungen, Filme, Uni-Radio u.v.m. – wir präsentieren die vielseitigen Facetten des Studiengangs LKM.

Tableaux Vivants, 22. Januar 2016, Spiegelhalle Konstanz

Unter ‚tableaux vivants‘ oder ‚lebenden Bildern‘ werden Nachstellungen von Gemälden durch lebende Personen und reale Dinge verstanden. Diese für kurze Zeit stumm und bewegungslos verkörperten Arrangements stellen eine zwitterhafte Kunstpraxis auf der Schwelle zwischen bildender Kunst und Theater dar. Als frühe Form der Performancekunst zelebiert das tableau vivant den ästhetischen Genuss des doppelten Erkennens und spielt lustvoll mit dem Kippen zwischen Imagination und Wirklichkeit, Idee und Körper, Zitat und Original, Zwei- und Dreidimensionalität, Repräsention und Performanz.

Nach Vorläufern in der adligen Festkultur der frühen Neuzeit und einem ersten Aufkommen von tableaux im französischen Theater des 18. Jahrhunderts wurden lebende Bilder spätestens mit Goethes „Wahlverwandtschaften“ zu einer äußerst beliebten Form der gehobenen Unterhaltung in gebildeten Kreisen. Das Aufkommen der Fotografie verstärkte die Popularität im 19. Jahrhundert noch weiter, indem das neue Medium versuchte, den flüchtigen und bis dahin schwer zu dokumentierenden Zauber des ‚aufgeführten Bildes‘ festzuhalten.

Mit dem tableau vivant sind spezifische soziokulturelle, darstellerische und mediale Praktiken und Konzepte verbunden, denen nachzuspüren sich lohnt. Und das ‚Prinzip tableau vivant‘ lässt sich nicht nur in den film stills früher Hollywood-Filme, sondern auch in Arbeiten zeitgenössischer Performance-Künstler, Fotografen und Filmemachern wiederfinden.

Im Seminar wurde das Phänomen tableau vivant an ausgesuchten Beispielen unterschiedlicher Epochen kulturgeschichtlich und kunsttheoretisch untersucht und Anfang des Jahres 2016 wurden in einer öffentlichen Abschlussveranstaltung von den Studierenden selbst Bilder verkörpert. Das Event wurde unter der Leitung von Privatdozent Dr. Jürgen Stöhr und Diplom-Regisseur Jörg Lillich M.A., von den Studierenden organisatorisch und konzeptionell geplant. Halb Ausstellungseröffnung, halb Kunst-Party. Es wurden Fotografien, die während des Semesters entstanden sind, gezeigt und die selbst erarbeitete tableaux vivants live präsentiert.

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