Locherer-Kapelle mit Glasfenster (Augustinermuseum)

Die Locherer-Kapelle ist eine der privaten Andachtskapellen im Chorumgang. Diese waren nicht für jeden zugänglich. Nikolaus Locherer, Dekan und Kammerer im Landkapitel Freiburg, veranlasste den Bau. Nach seinem Tod 1513 übernahm sein Cousin Johannes Locherer die Pflege. 1519 wurde der Schlussstein gesetzt. Die Glasgemälde wurden 1520 eingesetzt. Der Entwurf hierfür stammte vermutlich von ... mehr anzeigenDie Locherer-Kapelle ist eine der privaten Andachtskapellen im Chorumgang. Diese waren nicht für jeden zugänglich. Nikolaus Locherer, Dekan und Kammerer im Landkapitel Freiburg, veranlasste den Bau. Nach seinem Tod 1513 übernahm sein Cousin Johannes Locherer die Pflege. 1519 wurde der Schlussstein gesetzt. Die Glasgemälde wurden 1520 eingesetzt. Der Entwurf hierfür stammte vermutlich von Hans Baldung Grien. Die heutigen Fenster sind von Fritz Geiges angefertigte Kopien der Originale, welche sich im Augustinermuseum der Stadt Freiburg befinden.

Ein bemerkenswertes Kunstwerk der Kapelle ist der sogenannte Schutzmantelaltar . Es handelt sich hierbei um einen Schnitzaltar, den der Bildhauermeister Sixt von Staufen zwischen 1521 und 1524 herstellte. Die einfacheren Handwerksarbeiten übernahm der Tischler Hans Wysinger. Geweiht wurde die Kapelle 1538. Sowohl Nikolaus Locherer, als auch Johannes Locherer wurden beide vor der Kapelle begraben. Die Grabsteine sind jedoch nicht mehr erhalten.

Kirchliche Stiftungen wie diese sollten dem Seelenheil der verstorbenen Familienmitglieder dienen. Von der Stiftung wurden Kleriker bezahlt, die täglich Messen für die Verstorbenen zu lesen hatten. Mit dem Erwerb und der Ausgestaltung der Kapellen konnte die Familie aber auch ihre herausgehobene Stellung in der Stadt dokumentieren. Dies wurde auch durch mehrfach angebrachte Wappen unterstrichen. Auch die Qualität der Kunstwerke und das Renommee der beauftragten Künstler spielte dabei eine Rolle. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 5 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Michael Eckmann

    Der Bau der Locherer-Kapelle wurde im Jahre 1508 von Nikolaus Locherer veranlasst. Nach seinem Tod im Jahre 1513 dauerte der Bau noch ca. sechs Jahre. Am Bau waren mehrere Baumeister beteiligt. Alle Kapellen sind gleichförmig angelegt und vom Chorumgang mit einem Eisengitter abgetrennt. Jeweils zwei zweibahnige hohe Fenster fluten die Kapellen mit Licht.

  • Abb. 2 von 5 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle (Ausschnitt)

    Die Fenster der Locherer Kapelle bestehen aus zwei doppelbahnigen Maßwerkfenstern mit eingelassenen Glasgemälden. Durch die hellen Scheiben strömt viel Licht in die Kapelle. Die zwei Bahnen der Gemälde sind jeweils mit zusammenhängenden Architekturbögen sowie einer Landschaft mit blauem Himmel verbunden. Musizierende Engel schweben über dem Geschehen, wie auch beim Schutzmantelaltar, bei dem ebenfalls kleine Engel in die Umrahmung des Kunstwerkes eingearbeitet sind.

  • Abb. 3 von 5 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle

    Das linke zweibahnige Fenster zeigt außen den hl. Antonius, der mit verschiedenen Arten von grausamen Dämonen kämpft. Über ihm schwebt in einer Wolke Gottvater, der ihm durch diesen schwierigen Kampf hilft und Erlösung verspricht. Wie auch an anderen Stellen dieser Bürgerkirche ist das Böse als Teil des Lebens dargestellt, gegen das wir immer wieder kämpfen müssen. Das Gemälde sendet die Botschaft, dass der Glaube an Gott und eine christliche Lebensweise zur Erlösung führen werden.

  • Abb. 4 von 5 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle (Ausschnitt)

    Das zweite Bild des linken Fensters zeigt den Zisterziensermönch Bernhard von Clairvaux, der zu Füßen Jesus Christus am Kreuz kniet. Jesus Oberkörper beugt sich hinunter, so als sinke er, vom Kreuz abgenommen, in dessen Arme. Das Bild soll Meditation über die Leiden Jesu verkörpern. Am rechten unteren Bildrand ist das Wappen der Zisterzienser zu sehen. Auf der linken unteren Seite des linken Gemäldes ist das Wappen der Familie Locherer eingearbeitet. Eine Muschel mit drei Pilgerstäben auf rotem Grund.

  • Abb. 5 von 5 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle

    Die linke Seite des rechten Fensters zeigt Johannes den Evangelisten. Er sitzt unter einem Baum und schaut zur Erscheinung der Muttergottes. Die Szene zeigt eine seiner apokalyptischen Visionen. Das Buch in seinem Schoß verweist auf den Bericht, den er darüber verfasst. Der Adler ist das Attribut des Johannes. Auf der rechten Seite ist ein Urbild christlicher Caritas zu sehen. Der hl. Martin teilt die Hälfte seines Mantels mit einem Bettler. Links unten sehen wir wieder das Wappen der Familie Locherer.