Schnewlin-Kapelle mit Schewlin-Altar von Hans Baldung Grien

Der Schnewlin-Altar wurde zu Ehren des Freiburger Bürgermeisters Johannes Schnewlin (1291-1347) gestiftet. Er war Mitglied einer reichen, bereits früh in den Ritterstand erhobenen Patrizierfamilien der Stadt. Den Altar gesehen hat er nie, denn dieser wurde erst zwischen 1514-1515 in der Werkstatt von Hans Baldung Grien gefertigt. Vom Künstler selbst stammen nur die Entwürfe. Es handelt ... mehr anzeigenDer Schnewlin-Altar wurde zu Ehren des Freiburger Bürgermeisters Johannes Schnewlin (1291-1347) gestiftet. Er war Mitglied einer reichen, bereits früh in den Ritterstand erhobenen Patrizierfamilien der Stadt. Den Altar gesehen hat er nie, denn dieser wurde erst zwischen 1514-1515 in der Werkstatt von Hans Baldung Grien gefertigt. Vom Künstler selbst stammen nur die Entwürfe. Es handelt sich um einen auffällig spitz zulaufenden Flügelaltar. Der Mittelteil besteht aus geschnitzten Figuren der Heiligen Familie bei der Rast auf der Flucht nach Ägypten, was zu dieser Zeit als hochwertiger und ausdrucksstärker als Malerei galt. Die Innenseite der Klappflügel ist den Namenspatronen Schnewlins gewidmet. Links ist die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer zu sehen, rechts die Vision des Evangelisten Johannes auf Patmos. Im geschlossenen Zustand zeigen die Flügel rahmenübergreifend die Verkündigung an Maria. Der Altar wurde über die Jahrhunderte oft verändert. 1831 wurde er aufgeteilt und erst Ende des 20. Jahrhunderts wieder annähernd in den Originalzustand versetzt. Er wechselte auch mehrfach den Standort. So war er lange Zeit in der Kaiserkapelle zu finden und steht erst seit 2009 wieder in seiner ursprünglichen Kapelle – allerdings auf der ‚falschen‘ Seite. Er steht damit seitenverkehrt. Das ist der Grund warum Jesus sich scheinbar vom Besucher abwendet und Josef so weit abseits wirkt. Von der anderen Seite betrachtet ist die Wirkung eine andere. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 7 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle

    Nach Entwürfen von Hans Baldung Grien. Schnitzarbeiten von Hans Wydyz.
    Holzschnitzerei, Malerei auf Holz. Datierung zwischen 1514 und 1515. Gestiftet wurde er zu Ehren von Johannes Schnewlin. (181)

  • Abb. 2 von 7 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle (Ausschnitt)

    Auf einer Bank sitzend, umgeben von Rosenranken, hält Maria in Gedanken versunken das Jesuskind auf ihrem Schoß. Josef hat seinen Kopf auf die Bank gelehnt und schläft. Es ist ein Moment der Ruhe während der strapaziösen Flucht nach Ägypten. Die Landschaft im Hintergrund wirkt verwunschen und idyllisch, durch die kleine Stadt mit Mauern und Toren auf damalige Betrachter aber durchaus auch vertraut.

  • Abb. 3 von 7 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle (Ausschnitt)

    Josef schläft, vielleicht träumt er auch. Josef als Träumender ist ein bedeutendes biblisches Motiv. Ein Traum ließ ihn Christus als Gottes Sohn erkennen und ihn als seinen eigenen annehmen, ein Traum zeigte ihm den Weg zur Flucht nach Ägypten. Er ist offen für Gottes Botschaft, richtet sein Handeln danach und ermöglicht so erst die Heilsgeschichte. Damit gewinnt er eine Vorbildfunktion für alle Bürger.

  • Abb. 4 von 7 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle (Ausschnitt)

    Wie viele Hasen sind auf dem Altar zu finden? Hasen können im Mittelalter als negatives Symbol für Wollust stehen. Hasen gelten jedoch auch als positive Symbole für Fruchtbarkeit und Wiederauferstehung. Auch beim Hochaltar des Münsters sind Hasen zu finden.

  • Abb. 5 von 7 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle (Ausschnitt)

    Namenspatrone waren ein beliebtes Motiv. Sie sollten Vorbild sein und den Weg zu einem frommen Leben weisen. So wurde die Darstellung ihrer Geschichten auf die eine oder andere Weise mit der Welt der Stifter verbunden. In diesem Fall geschieht dies durch die Hintergründe. In beiden Fällen handelt es sich um vermutlich real existierende, mittelalterliche Städte und Burgen in Landschaften, wie sie weder Johannes der Täufer, noch der Evangelist je gesehen haben dürften.

  • Abb. 6 von 7 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle (Ausschnitt)

    Für Besucher selten sichtbar, zeigt der geschlossene Altar die Verkündigung an Maria durch den Erzengel Gabriel. Diverse Symbole stehen für Marias Frömmigkeit und Unschuld: der Betstuhl, das aufgeschlagene Buch mit Lesezeichen, die Maiglöckchen, ihr weißes Gewand. Ungewöhnlich für die Zeit ist der leidenschaftliche Schritt Gabriels mitsamt wehendem Zierwerk.

  • Abb. 7 von 7 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle

    Die im geöffneten Zustand nicht sichtbaren Standflügel gehören nicht zum Originalaltar, sondern wurden erst 1600 hinzugefügt. Sie bilden erneut die Namenspatrone, links Johannes den Täufer, rechts Johannes den Evangelisten ab. Der Künstler ist unbekannt.