Nikolauslegenden im Tulenhauptfenster

In den Außenbahnen des Tulenhauptfensters sind vier der Nikolauslegenden abgebildet. In Verbindung mit der Freiburger Stadtgeschichte ist die Bekehrung eines Juden (Bildbox02) besonders interessant. Die ersten Juden ließen sich bereits um 1250 erstmals dauerhaft in Freiburg nieder. Graf Egino II garantierte ihnen besonderen Schutz und lieh sich immer wieder Geld bei ihnen. Der Zugang zu den ... mehr anzeigenIn den Außenbahnen des Tulenhauptfensters sind vier der Nikolauslegenden abgebildet. In Verbindung mit der Freiburger Stadtgeschichte ist die Bekehrung eines Juden (Bildbox02) besonders interessant. Die ersten Juden ließen sich bereits um 1250 erstmals dauerhaft in Freiburg nieder. Graf Egino II garantierte ihnen besonderen Schutz und lieh sich immer wieder Geld bei ihnen. Der Zugang zu den Zünften war ihnen verwehrt. Dadurch beschränkte sich ihre Tätigkeit auf das Finanzwesen und sie dienten als Kreditgeber für Grafen, Adelige und reiche Kaufleute und Bürger. Am 12. Oktober 1338 wurden der jüdischen Gemeinde durch den Sicherungsbrief von Graf Konrad und Friedrich Rechte zugesprochen und garantiert. Der Pogrom von 1349 sollte dies jedoch radikal ändern. Nach Ausbruch der großen Pestepidemie in ganz Europa wurden die Juden beschuldigt, Brunnen vergiftet zu haben. Am 1. Januar 1349 wurden alle Juden in Freiburg verhaftet und nur 30 Tage später fast alle verbrannt. Verschont blieben nur schwangere Frauen und die 12 reichsten Juden der Stadt. Kinder wurden zwangsweise getauft. Die Hoffnung der Bürger, durch den Tod ihrer Geldgeber ihre Schulden los zu werden, erfüllte sich nicht. Die Schulden wurden zwar gemindert, allerdings ließ der Rat die Schulden perfiderweise auf die Stadt als neuen Gläubiger übertragen. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 5 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle (ergänzte Legende)

    Gestiftet wurde das Fenster von Franz und Adelheid Tulenhaupt. Da es sich bei St. Nikolaus um ihren Schutzheiligen handelt, wurden vier seiner Legenden dargestellt. Es handelt sich dabei um (1) die Mitgiftspende, (2) die Auferweckung der getöteten Scholaren, (3) die Bekehrung eines Juden durch das Nikolausbild und (4) die Stillung des Seesturms.

  • Abb. 2 von 5 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle (Ausschnitt)

    Die Legende besagt, dass ein Jude eine Nikolausskulptur auf seine Truhe stellt, um sein Vermögen zu beschützen. Da der Inhalt trotzdem gestohlen wird, schlägt der Jude auf die Skulptur ein. Nachdem Nikolaus dem Dieb erschienen ist, bringt er dem Juden sein Geld zurück, woraufhin dieser zum Christentum konvertiert.

  • Abb. 4 von 5 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle (Ausschnitt)

    Hier wird Nikolaus mit dem Bischofsstab dargestellt, wie er drei armen, jungen Frauen durch einen turmartigen Architekturrahmen Goldkugeln reicht. Durch diese Mitgift bleibt den Frauen ein Leben im Bordell erspart. Der verarmte Vater ist abgewandt von der Szene in der rechten Ecke abgebildet.

  • Abb. 5 von 5 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle (Ausschnitt)

    In dieser Szene erweckt Nikolaus drei Schüler wieder zum Leben, nachdem ein Wirt sie aus Habgier getötet, zerstückelt und in ein Salzfass eingelegt hat. Dargestellt werden die drei Jungen in einem Holzbottich, wie sie betend zu dem Heiligen mit der Segensgeste aufblicken. Am oberen Bildrand wird das Wunder durch die Hand Gottes legitimiert.

  • Abb. 6 von 5 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle (Ausschnitt)

    Hier wird dargestellt, wie Nikolaus mit seinem Bischofsstab den Sturmteufel aus dem Segel schlägt und dadurch den Seesturm stillt. Die Darstellung des Teufels mit rüsselartiger Nase ist eine Besonderheit der oberrheinischen Kunst und kann im Freiburger Münster mehrfach entdeckt werden.