| 1 von 2 | |
|
dô giengen si ûf den palas, aldâ der tisch gedecket was. der gast ze sîme wirte saz, die spîse er ungesmaehet az. (169, 21-24)
|
|
|
Danach gingen sie in den Palast, wo der Tisch schon gedeckt war. Der Gast nahm Platz an der Seite des Burgherrn und ließ sich das Essen schmecken.
(Spiewok, Band 1, S. 289)
|
|
Wie parcifal ze Gurnemanze kam und in der zuht und wicze lerte
Dô man den tisch hin dan genam,
dar nâch wart wilder muot viel zam.
der wirt sprach zem gaste sîn
›ir redet als ein kindelîn.
wan geswîgt ir iuwerre muoter gar
und nemet anderre maere war?
habt iuch an mînen rât:
der scheidet iuch von missetât.‹
Nachdem man die Tafel aufgehoben hatte, begann die Erziehung des ungebärdigen Parzival. Der Burgherr sprach nämlich zu seinem Gast: »Ihr plappert wie ein unmündiges Kind. Warum laßt Ihr nicht endlich Eure Mutter aus dem Spiel und sprecht von andern Dingen? Haltet Euch an meinen Lehren, und Ihr werdet gut dabei fahren.«
Cod. 2914, fol. 106r, um 1440-1445, Österreichische Nationalbibliothek Wien
Nach einer ersten Nacht in der Burg von Gurnemanz wird Parzival dem Hofzeremoniell entsprechend gebadet und neu eingekleidet. Wolfram berichtet, wie schwierig es war, den Jüngling dazu zu überreden, sein Narrenkleid auszuziehen. Nach der Messe wird der Gast beim Mahl befragt, woher er komme. Spätestens beim Bericht von Ithers Tod wird Gurnemanz klar, dass sein Gast der Unterweisung in eritterlichen Tugenden bedarf. Und so beginnt er direkt nach der Mahlzeit mit dem Unterricht: „stets solle Parzival schamhaft bleiben, den Armen und Notleidenden gegenüber freigebig und gütig sein, maßvoll und großmütig werden, kindisches Gerede unterlassen und im Fragen vornehm und zurückhaltend bleiben, besiegte Gegner schonen, Frauen respektvoll und ehrerbietig begegnen, Leichtsinn und Falschheit in Dingen der Minne meiden.“ (Wunderlich 1996, S. 91f.)