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als uns diu âventiure giht, von Kölne noch von Mâstrieht kein schiltaere entwürfe in baz denn alse er ûf dem orse saz. (158, 13-16)
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Die Erzählung berichtet, zwischen Köln und Maastricht gäbe es keinen Maler, der ein eindrucksvolleres Bild von ihm hätte malen können, als er es, stattlich zu Pferde sitzend, in Wirklichkeit bot.
(Spiewok, Band 1, S. 271)
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Parzival wird hier rückblickend gleichgesetzt bzw. verglichen mit Ither, dem ‚Roten Ritter‘, eben jenem Helden, dem Parzival vor den Toren Nantes begegnet, kurz bevor er zum ersten Mal an den Artushof gelangt:
ez was Ithêr von Gaheviez:
den rôten ritter man in hiez.
Sîn harnasch was gar sô rôt
daz ez den ougen roete bôt:
sîn ors was rôt unde snel,
al rôt was sîn gügerel,
rôt samît was sîn covertiur,
sîn schilt noch roeter danne ein viur,
al rôt was sîn kursît
und wol an in gesniten wît,
rôt was sîn schaft, rôt was sîn sper,
al rôt nâch des heldes ger
was im sîn swert geroetet,
nâch der scherpfe iedoch geloetet.
der künec von Kukûmerlant,
al rôt von golde ûf sîner hant
stuont ein kopf vil wol ergraben,
ob tavelrunder ûf erhaben.
hin in die stat er [Iwânet] sagte
des manec wîp verzagte
und manec ritter weinde,
der clagende triuwe erscheinde.
Dann brach er [Iwanet] auf und verbreitete in der Residenz die Nachricht, die viele Frauen mit Schrecken erfüllte und viele Ritter weinen ließ; ihr Jammer war Zeichen ihrer Treue.
Wunderlich (1996, S. 80) weist darauf hin, dass die ritterliche Ausstattung Parzivals genau der eines Ritters aus der Entstehungszeit des Freskos (um 1320) entspricht:
Beckenhaube ohne Visier mit Maschenkapuze (Kalottenhelm); eiserner Kampfhelm auf der senkrecht mitgeführten Lanze mit Tuch oder Fähnlein hinter dem Reiter; eiserner Ringelpanzer oder Kettenhemd mit langen Ärmeln und Fäustling, die sogenannte Halsberge, unter der man zum Schutz vor Druckstellen und gegen Nässe oder Kälte ein gestepptes Wams anlegte; textiler ärmelloser Waffenrock; Schwert mit kurzem Griff, geraden Parierstangen, langer Klinge mit Blutrinne und gerundetem Ende; umgegürtetes Schwertgehänge mit der Scheide; Stachelsporen; Dreiecksschild zur Deckung des Oberkörpers beim Lanzenstechen; Sattel mit wulstigem Vorderknauf und Hintersteg; Satteldecke; mit Samt oder Seide überzogene, schabrackenartige Kuvertüre über der Decke aus Eisengeflecht als Pferdepanzer vom Kopf bis zu den Sprunggelenken des Reittieres.
Zufall? Oder wird hier der Autor mit seiner berühmtesten literarischen Figur gleichgesetzt?
Im prachtvollen Codex Manesse, der ebenfalls um 1320 entstandenen großen Heidelberger Liederhandschrift, wird Wolfram von Eschenbach mit einem rot gezäumten Streitross samt Knappen und einem Wappen auf rotem Grund dargestellt: Ein ‚Roter Ritter‘?
Cod. Pal. germ. 848 Große Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse), fol. 149v, ca. 1300 bis ca. 1340, Universitätsbibliothek Heidelberg
Schirok, Wunderlich und Ächtler sind sich darin einig, dass hier Parizval in Ithers Rüstung und die Tafelrunde des König Artus dargestellt sind. Die beiden Gekrönten werden als Artus und seine Gemahlin Ginover gedeutet, die zusammen mit dem anderen Paar (vielleicht Gawan und Cunneware?) stellvertretend für die ganze Tafelrunde abgebildet sind. Das Fresko durchbricht an dieser Stelle die Chronologie der Ereignisse in Wolframs Roman. In seiner Erzählung war Parzival vor dem Kampf mit Ither am Artus-Hof in Nantes gewesen und kehrt, nachdem er sich Rüstung und Ross des ermordeten Ither angeeignet hat, nicht an den Hof König Artus’ zurück. In der Konstanzer Darstellung steht der rote Ritter für den naiv-ehrgeizigen Parzival, der sich als Sieger präsentiert. Der „andere“ rote Ritter ist aber noch nicht vergessen. Die Damen der Konstanzer Tafelrunde neigen erstaunt ihre Köpfe und heben eine Hand abwehrend vor die Brust. Während die Herren den bildschönen Naturburschen und Möchtegern-Ritter Parzival begrüßen, scheinen die Damen im gleichen Bild noch um ihren alten Helden Ither zu trauern. (vgl. Ächtler, S. 280).