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er lernte den gabilôtes swanc, dâ mit er mangen hirz erschôz, des sîn muoter und ir volc genôz. (120, 2-4)
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Er lernte den Jagdspeer werfen und erlegte mit ihm manchen Hirsch, was seiner Mutter und ihrem Gefolge Nutzen brachte.
(Spiewok, Band 1, S. 207)
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Wie frouwe herzeloide irren sun parcifalen in einem walde zoch
Parzival auf der Vogeljagd. Die Wiener Handschrift zeigt neben Parzival, der mit Pfeil und Bogen einen Vogel jagt, auch Herzeloyde, die bewaldete Umgebung und im Hintergrund den Giebel eines Hauses. Diese Szene kann damit als direkter Anschluss an die Geburt des Parzival betrachtet werden: der Umzug Herzeloydes in die Gegend um Soltane mit den neuen Lebensumständen fern des Hofes wird deutlich.
Cod. 2914, fol. 77v, um 1440-1445, Österreichische Nationalbibliothek Wien
Also frowe herzeloyde iren sun parsifale in einen walde zoch
Parzival und Herzeloyde im Wald - das Bildkonzept ist ähnlich wie bei der Wiener Abbildung (Abb. 2), auch hier ist Parzival mit Pfeil und Bogen zu sehen, im Baum sitzt ein Vogel und im Hintergrund steht Herzeloyde vor ihrem Wohnhaus. Zusätzlich befinden sich noch zwei Mitglieder ihres Gefolges im Bild.
M 66, fol. 80v, um 1443-1446, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB)
hie czoch die frow mit dem kind vnd mit ihr gesind in ein wald vnd das kind schneczet hölcz vnd schos vogel och vieng er einen hircz Den schos er mit einem gebelin vnd brach in der můtter vnd bettet einen ritter an der im kam an einer stras als hernach stat vnd sind vier figuren nach einander
Parzival auf der Hirschjagd. Die Berner Handschrift zeigt Parzival alleine auf der Jagd, bewaffnet mit seinem Jagdspeer. Die Szene führt zu Parzivals Begegnung mit den Rittern. Er befindet sich auf der Pirsch, als er die Hufschläge nahender Ritter vernimmt. Die Jagdszene zeigt damit weniger den Lebensalltag Parzivals, sondern leitet einen radikalen Wandel seiner Geschichte ein, den Aufbruch in ein neues Leben.
Cod. AA 91, fol. 20r, 1467, Burgerbibliothek Bern
Herzeloyde zog nach Parzivals Geburt mit ihm und ihrem Gefolge in den Wald bei Soltane. Um ihm das Schicksal seines Vaters zu ersparen, der als Ritter im Kampf tödlich getroffen wurde, wollte die Mutter ihren Sohn fernab vom Hofe aufziehen. Ihre Dienerschaft wurde angehalten, Parzival gegenüber kein Wort über das höfische und ritterliche Leben zu verlieren. Parzival vertrieb sich die Zeit in der Natur, häufig mit der Jagd nach Vögeln und Hirschen.
Für die Szene nach der Geburt kommen zwei Jagdszenen in Frage. Die Darstellung einer Vogeljagd (Abb. 2 und 3) oder die Darstellung einer Hirschjagd (Abb. 4). Die Vogeljagd kann als allgemeine Charakterisierung seiner Lebensumstände nach dem Umzug nach Soltane fungieren, die Hirschjagd leitet als besonderes Ereignis auf die anschließende Begegnung mit den Rittern über.