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der knappe vrâgte vürbaz >du nennest ritter: waz ist daz? hâstu niht gotlîcher craft, sô sage mir, wer gît ritterschaft?< (123, 3-6)
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Da fragte der Knabe: »Du sprichst von Rittern. Was ist das? Hast du nicht die Stärke Gottes, dann sage mir, wer die Ritterwürde verleiht.«
(Spiewok, Band 1, S. 211f.)
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wie dry Ritter gen Jm Rittent
Parzival begegnet Karnachkarnanz und seinen Rittern
Cod. AA 91, fol. 21r, 1467, Burgerbibliothek Bern
Wolfram von Eschenbach widmet dieser Szene gut 150 Verse. Parzival hält die Ritter in glänzenden Rüstungen auf prächtigen Pferden für göttliche Erscheinungen und kniet ehrfürchtig vor ihnen nieder. Die Ritter ärgern sich über seine Einfalt. Karnachkarnanz jedoch spricht Parzival an und schließt aus der außergewöhnlichen Schönheit des Knaben auf seine ritterliche Herkunft. Der beeindruckende Anblick sowie die Erläuterungen begeistern Parzival derart, dass er den Entschluss fasst, sich von König Artus zum Ritter schlagen zu lassen.
Die beschriebene Szene ist für den weiteren Verlauf des Epos von großer Wichtigkeit. Durch die Begegnung Parzivals mit den ihm fremden Gestalten ändert sich sein Leben radikal. Er verlässt sein behütetes „Nest“, um an den Hof zu ziehen. Im Umgang mit den Rittern wird jedoch auch seine große Naivität herausgestellt, die ihm im weiteren Verlauf der Erzählung viele Schwierigkeiten bereiten wird.