Geburt des Parzival Parzival auf der Jagd Parzival und Karnachkarnanz Parzival und Herzeloyde Abschied von Herzeloyde Parzival und Jeschute Zerstörte Szenen Anlegen von Ithers Rüstung Parzival bei der Tafelrunde Parzivals Ritt zu Gurnemanz Gurnemanz belehrt Parzival Empfang in Pelrapeire Parzival wird	zu Bett geleitet Zerstörte Szenen Parzival und Condwiramurs Parzivals Kampf gegen Clamide Parzival kehrt nach Pelrapeire zurück Abschied von Condwiramurs Empfang auf der Gralsburg des Anfortas Sigune auf der Linde Zerstörte Szenen

Die Geburt Parzivals (2. Buch, 112,5ff.)

Die erste Szene der Parzivalfresken (Abb. 1) spielt in einem Gebäude, von dem wir Teile der Seitenwände und das Ziegeldach sehen. Die Vorderwand fehlt, so dass wir in den Innenraum hineinblicken können. Dort befindet sich auf einem Bett halb sitzend, halb liegend eine Frau. Sie trägt eine Krone auf dem Kopf und hüllt sich in eine rote, faltenreiche Decke, die ihren Oberkörper halb bedeckt. Vor dem Bett kniet eine Frau und badet ein Kind in einem Zuber.

Dargestellt ist die Geburt Parzivals. Im Bett liegt seine Mutter Herzeloyde, Parzival wird von einer Hofdame gewaschen. Diese Szene ist bei Wolfram von Eschenbach nicht detailliert beschrieben. Er widmet der Geburt des Helden nur vier Zeilen, die vor allem die ungewöhnliche Größe des Kindes beschreiben. Vom Bad des Kindes ist hingegen nicht die Rede.

Der Maler hat hier auf einen bekannten Bildtypus zurückgegriffen: Die Geburt Johannes des Täufers. Dessen Mutter Elisabeth wird meist liegend im Bett dargestellt, während das Neugeborene in einer Wanne gebadet wird (Abb. 3 und 4). Diese Darstellungsform ist wiederum von Abbildungen der Geburt Christi abgeleitet. Hier entwickelte sich im 12. Jahrhundert eine Bildform, die Maria im Bett oder auf einer einfachen Lagerstätte zeigt. Ihr Oberkörper ist wie bei Herzeloyde häufig angelehnt, sie hält das Christuskind im Arm oder hat es in ihrer Nähe in eine Krippe gelegt. Vereinzelte Darstellungen zeigen außerdem wie Christus gebadet wird (Abb. 5).
Das Haus zur Kunkel war Besitz des Stifts St. Johann, was der Anlehnung an die Johannes-Ikonographie eine besondere Bedeutung verleiht (Bihrer 2007, 210). Die christologischen Bezüge spielen bereits für die literarische Erzählung eine Rolle. So vergleicht Wolfram von Eschenbach in den Versen 113,5-26 Herzeloyde, die ihren Sohn selbst stillt und dies nicht einer Amme überlässt, mit Maria der "höchste[n] Königin, [die] ihre Brüste Jesus gereicht [hat]."”