Abb. 1 von 5 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle
Die Bildwerke der Portale zum spätgotischen Chor entstanden gleichzeitig mit dem Bau. Der Grundstein an der Außenseite des Portals wurde 1354 gelegt und ist vor 1370 fertiggestellt worden. Die Datierung zur Jahrhundertmitte können Rüstungs- und Kleidungsstücke der Soldaten bestätigen. Das Hochrelief besteht aus rotem Buntsandstein. Die Figuren sind sehr akribisch ausgearbeitet. Mehrere aufeinander folgende Szenen werden simultan dargestellt. Hier beginnt die Leserichtung im unteren Bildfeld von links nach rechts und führt dann zum oberen Bildfeld.
Abb. 2 von 5 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle (Ausschnitt)
Der untere Bildstreifen des Passionstympanons zeigt mehrere aufeinanderfolgende Szenen. Die Leidensstationen des Gottessohnes werden durch Bilderzählen eindrucksvoll vermittelt. Hier muss mitgedacht werden, dass ein nur circa 5-10% der Bevölkerung lesen und schreiben konnte. (Vgl. hierzu Konrad Kunze, S. 37) Zu erkennen sind die Gefangenahme, die nächtliche Wache am Ölberg, die Vorführung vor Pilatus, die Geißelung und die Dornenkrönung. Die Leidensstationen Christi entlassen den Betrachter mit der Möglichkeit sich jene Szenen nochmals zu verinnerlichen, bevor dieser das Innere des Münsters verlässt.
Abb. 3 von 5 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle (Ausschnitt)
Die Gottesmutter beweint, links vom Betrachter aus, ihren Sohn - den Gekreuzigten. „Eine der unmittelbarsten Möglichkeiten christlicher Verkündigung besteht darin, die Menschen mit dem Leben des Menschensohns so zusammenzubringen, als wären sie dabei.“ (Konrad Kunze, S. 82) Hier wird der Betrachter beim Verlassen der kirchlichen Sphäre an die Leiden Christi erinnert und das Leid der Gottesmutter soll sich auf ihn übertragen.
Abb. 4 von 5 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle (Ausschnitt)
Im Gegensatz zur leidenden Gottesmutter, würfeln fünf Soldaten auf der rechten Seite um das Gewand Christi. Hier stehen im Gegenteil zur Reue, Mitleid und Trauer Elemente wie Gleichgültigkeit und Spott im Mittelpunkt. Um den Gekreuzigten herum werden durch die gegensätzlichen Gruppen somit unterschiedliche Emotionen dargestellt, die einerseits einen diversen Umgang demonstrieren und die zudem erinnern, belehren und warnen sollen. (434) (Vgl. hierzu Konrad Kunze, S. 82-83)
Abb. 5 von 5 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle
Der obere Bildstreifen verbindet städtische und theologische Elemente miteinander. Die Gottesmutter weckt die weibliche Tugend der caritas beim Betrachter. Im Gegensatz hierzu werden die wollüstigen Triebe durch das negativ konnotierte Würfelspiel, welches seinen Platz in der Stadt hatte, gestellt. Obwohl und gerade weil Würfel- und Wettspiele sehr beliebt waren, wurden sie oft den Außenseitern der städtischen Gesellschaft zugeordnet. (Dorothea Freise, S. 420) Wo das Schöpfungsportal zuvor die Zurückweisung demonstrierte, zeigt das Passionstympanon nun die Hoffnung auf Erlösung an.