Die Kanzel

Die Kanzel wurde zuerst nicht nur für die Predigt, sondern auch für öffentliche Verlautbarungen und Zwangsversteigerungen genutzt, die später zumindest teilweise in ein „Ganthäuslein“ außerhalb der Kirche verlegt wurden. Diese weltliche und pragmatische Nutzung lässt die Kanzel als einen Ort er-scheinen, der nicht vollständig von religiöser Bedeutungsschwere durchdrungen war. Im ... mehr anzeigenDie Kanzel wurde zuerst nicht nur für die Predigt, sondern auch für öffentliche Verlautbarungen und Zwangsversteigerungen genutzt, die später zumindest teilweise in ein „Ganthäuslein“ außerhalb der Kirche verlegt wurden. Diese weltliche und pragmatische Nutzung lässt die Kanzel als einen Ort er-scheinen, der nicht vollständig von religiöser Bedeutungsschwere durchdrungen war. Im Gegensatz zu der Vorhalle des Münsters, sind im Blattwerk keine versteckten Figuren zu entdecken. Es wird also nicht in derselben Weise eine Schwelle markiert. Nur das Gesims der Treppenbrüstung wird durch kleine Engelsfiguren mit Leidenswerkzeugen und Posaunen geschmückt. Ansonsten ziert die Kanzel vor allem die Imitation trockener Wurzeln oder Äste. Der später ergänzte hölzerne Schalldeckel (1795) von Franz Anton Xaver Hauser und die Bronzestatuen der vier Evangelisten und Christus (1838) von J. Wißler scheinen die Kanzel an ihre klerikale Funktion erinnern zu wollen. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 4 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle

    Kanzel (1561) von Jörg Kempf aus gelbem Sandstein

    Hölzerner Schalldeckel mit Christusfigur (1795) von Franz Anton Xaver Hauser

    Bronzestatuen am Kanzelfuß (1838) von J. Wißler

  • Abb. 2 von 4 - Bildquelle: Friedrich Kempf: Das Freiburger Münster, Freiburg 1926, Abb. 199

    So wie die Kanzel mit dem Boden verwächst, verbindet sich der Steinmetz untrennbar mit seinem Werk. Das Selbstbildnis des Werkmeisters Jörg Kempf ist auffällig groß. Es befindet sich direkt unter der Kanzel. Der Steinmetz wird mit den Attributen seines Handwerks, dem Zirkel und dem Zollstock, dargestellt. Eine selbstbewusste Inschrift und das Meisterzeichen bezeugen seine Urheberschaft.

  • Abb. 3 von 4 - Bildquelle: Friedrich Kempf: Das Freiburger Münster, Freiburg 1926, Abb. 200

    Jörg Kempf hat ein Fenster aus Glas in Stein gehauen, das perspektivisch angelegt ist. Dieser Illusionismus lässt ihn aus einem geöffneten Fenster hinausschauen. Der Urheber der Kanzel hat sich somit nicht nur in sein Werk eingeschrieben, sondern sich gleichsam im Münster, als einem Ort des Gedenkens, eingenistet.

  • Abb. 4 von 4 - Bildquelle: Friedrich Kempf: Das Freiburger Münster, Freiburg 1926, Abb. 95

    Auch der Werkmeister Hans Böringer, der von 1575 bis 1590 am Münster tätig war, verewigte sich am ehemaligen Lettner mit einem Selbstbildnis, das sich heute allerdings im Augustinermuseum befindet.