Die Grabplatten in der Vorhalle

An der linken Nordwand der Vorhalle sind sieben Grabplatten angebracht. Die Platten aus Molassesandstein (einer Form von Sedimentgestein) wurden erst bei der letzten Restaurierung 1984 in ihrer heutigen Position aufgestellt – hinterlüftet und statisch verklammert. Sie verdecken nun eine dunkel umrahmte Landschaftsdarstellung des 15. Jahrhunderts, die ursprünglich als Hintergrund für eine ... mehr anzeigenAn der linken Nordwand der Vorhalle sind sieben Grabplatten angebracht. Die Platten aus Molassesandstein (einer Form von Sedimentgestein) wurden erst bei der letzten Restaurierung 1984 in ihrer heutigen Position aufgestellt – hinterlüftet und statisch verklammert. Sie verdecken nun eine dunkel umrahmte Landschaftsdarstellung des 15. Jahrhunderts, die ursprünglich als Hintergrund für eine Ölberg-Szene diente. Die Holzskulpturen befinden sich seit dem 18. Jahrhundert im Innenraum, im linken Seitenschiff der Kirche.

Die Grabplatten erinnern an Kleriker, die in der Kirche gewirkt haben, aber auch an eine Adlige, die die Kirche vermutlich mit Stiftungen bedacht hat; die letzte der Platten gibt jedoch nicht Preis für wen sie bestimmt war. Die Denkmäler stammen aus dem 15. bis 18. Jahrhundert, sind jedoch nicht in chronologischer Reihenfolge platziert, sondern nach Größe sortiert: die größte Platte in der Mitte wird flankiert von nach außen treppenförmig absteigenden Platten. Ihr ursprünglicher Platz ist ungeklärt. Man kann jedoch annehmen, dass alle, bis auf eine Ausnahme, als Bodenplatten eingesetzt waren, wofür auch diverse Gebrauchsspuren sprechen. Im südlichen Seitenschiff sind Grabplatten nach Absenkung des Bodenniveaus in situ wiederverwendet worden.

Die Grabplatten und die dadurch verdeckte Ölbergkulisse machen anschaulich, wie sich in der Vorhalle verschiedene Zeitschichten ohne übergreifenden Plan überlagern. Der Umgang mit Tod und Sterben und die Hoffnung auf Erlösung bleiben jedoch über Jahrhunderte das zentrale Thema dieser Kirche. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 3 - Bildquelle: Damaris Kriegs, Romy Abraham

    Die Grabplattengruppe zeigt von links nach rechts: Grabplatte des Pfarrers Georg Oswald (1734), Grabplatte des Pfarrers Johannes Jacob (1400), Grabplatte der Regina Renner (1614), Grabplatte des Stiftsherrn Johannes Hain (1487), Grabplatte eines Priesters (1783), Grabplatte des Pfarrers Bosch von Buchhorn (1589), Grabplatte eines Unbekannten (1600)

  • Abb. 2 von 3 - Bildquelle: Landesamt für Denkmalpflege im RP Stuttgart, in: Jakobs 1999, Tafeln 196-202

    Die Abbildung zeigt die Grabplatten chronologisch sortiert. Anhand dieser Anordnung ist auch eine Veränderung der Ikonographie zu erkennen. Während im 15./ 16. Jahrhundert das Kreuz als Hauptmotiv dominiert, nimmt im 17./ 18. Jahrhundert die Bedeutung der biografischen Darstellung des Toten in schriftlicher Form zu. Der Kelch als berufsbezogenes Attribut, der auf fünf der sieben Platten auftritt, zeichnet Geistliche aus. Das dargestellte Buch stellt die Bibel dar. Wappen hingegen bringen die soziale Stellung von Personen zum Ausdruck. Des Weiteren fällt ein typisch barockes Symbol auf – der Totenschädel, der die Menschen an ihre Vergänglichkeit erinnern soll. Mit Fortschreiten der Zeit wechseln außerdem die Sprache von Latein zu Deutsch und die Schrift von der Minuskel zur Majuskel.

  • Abb. 3 von 3 - Bildquelle: Janine Lehleiter

    Zwei noch im Boden eingelassene Grabplatten im rechten Seitenschiff der Kirche lassen vermuten, dass auch die Platten der Vorhalle einmal dort zu finden waren und erst nach Absenkung des Bodenniveaus 1884/85 von dort entfernt wurden. Auch im linken Seitenschiff befindet sich am Fuß eines spätgotischen Taufbeckens eine weitere, in den Boden eingelassene Grabplatte. Kirchenbestattungen galten als Privileg der Oberschicht und waren deshalb die begehrteste Begräbnisart. Man glaubte dadurch unmittelbar Anteil an der Segenswirkung der heiligen Messe zu haben. Die beiden am Boden befindlichen Platten sind durch Abnutzung kaum noch lesbar und unkenntlich.