Parzivals Abschied von Herzeloyde (2. Buch, 128,13ff)

Auch die Abschiedsszene von Parzival und Herzeloyde ist nur noch fragmentarisch erhalten, die obere Hälfte des Bildfeldes fehlt. Auf einem Fundament, das als Andeutung eines festen Gebäudes betrachtet werden kann, ist die untere Körperhälfte einer in weite Gewänder gehüllten Figur zu sehen – vermutlich Herzeloyde. Die Körperhaltung lässt darauf schließen, dass sie dem kleinen Pferd ... mehr anzeigenAuch die Abschiedsszene von Parzival und Herzeloyde ist nur noch fragmentarisch erhalten, die obere Hälfte des Bildfeldes fehlt. Auf einem Fundament, das als Andeutung eines festen Gebäudes betrachtet werden kann, ist die untere Körperhälfte einer in weite Gewänder gehüllten Figur zu sehen – vermutlich Herzeloyde. Die Körperhaltung lässt darauf schließen, dass sie dem kleinen Pferd nachschaut, das sich nach rechts entfernt. Auf dem Pferd ist andeutungsweise ein Körper auszumachen, es handelt sich um Parzival, der sich auf den Weg in die weite Welt macht.

Begleitet von den letzten Ratschlägen seiner Mutter reitet Parzival frohgemut davon. Von ihm unbemerkt bleibt die tiefe Traurigkeit Herzeloydes, die wohl auch im Konstanzer Fresko nicht in ihren Auswirkungen dargestellte wurde: Sie stirbt am Abschiedsschmerz, sobald Parzival außer Sichtweite ist. In Eschenbachs Epos preist sie der Erzähler als "rechte Mutter" wie "wir heutzutage ihresgleichen nicht mehr haben" (Spiewok, Band 1, S. 221). weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 2 - Bildquelle: Franz-Josef Stiele-Werdermann, Konstanz

    Parzivals Abschied von Herzeloyde

    des morgens dô der tag erschein,
    der knappe balde wart enein,
    im was gein Artûse gâch.

    (128, 13-15)

    Früh bei Tagesanbruch hatte der Knabe rasch seinen Entschluss gefasst: er wollte zu Artus, so schnell wie irgend möglich.
    (Spiewok, Band 1, S. 221)

  • Abb. 2 von 2 - Bildquelle: Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 339, f. 96r, Wolfram , Parzival (Band 1) (Nutzung gemäß CC BY-SA 4.0)

    Parzivals Abschied von Herzeloyde

    Überschrift über fol. 95v (Klicken Sie auf das Bild für eine Gesamtansicht von Bild und Text): Also der knappe von siner muotter vnd von den sinen hin weg schiet vnd zuo einer gar schönen frouwen kam vnd in gar minneclichen enpfing.

    Die Szene aus einer Handschrift in Heidelberg kann als Abschied von Herzeloyde gedeutet werden – die Kleidung der Dame kann aber auch mit Jeschute in den folgenden Szenen in Verbindung gebracht werden. Die Bildunterschrift lässt beide Möglichkeiten offen, indem sowohl die Verabschiedung von Herzeloyde als auch der Besuch bei Jeschute thematisiert wird.