Die Konstanzer Osterliturgie

Ab dem 12. Jahrhundert entstanden ausgehend von der Osterliturgie umfangreiche Osterspiele. Zunächst auf der Liturgie basierend, wurden sie in den Kirchen von Klerikern durchgeführt. Im 13. Jahrhundert fanden Sie an vielen Orten eine Erweiterung durch volkstümliche Texte und stellten die österlichen Ereignisse sehr anschaulich in szenischen Stücken dar. Sie sparten dabei auch nicht mit ... mehr anzeigenAb dem 12. Jahrhundert entstanden ausgehend von der Osterliturgie umfangreiche Osterspiele. Zunächst auf der Liturgie basierend, wurden sie in den Kirchen von Klerikern durchgeführt. Im 13. Jahrhundert fanden Sie an vielen Orten eine Erweiterung durch volkstümliche Texte und stellten die österlichen Ereignisse sehr anschaulich in szenischen Stücken dar. Sie sparten dabei auch nicht mit komödiantischen Einlagen. Voraussetzung für die Spiele waren die Gläubigen als Publikum, weshalb diese neuen Spektakel meist außerhalb der Kirchen stattfanden. Mit teils aufwändigen Kulissen wurden dem Volk die Leidensgeschichte Christi, seine Auferstehung und die Verkündigung an seine Jünger sowie zahlreiche Nebenszenen vermittelt.

Der Ablauf der Konstanzer Osterfeierlichkeiten ist in mehreren Handschriften überliefert. Die Mauritiusrotunde wurde in der Karwoche intensiv in die Liturgie einbezogen. Die Konstanzer Osterriten stimmen im Wesentlichen mit der traditionellen Osterliturgie überein, eine Erweiterung zu einem szenischen Osterspiel lässt sich hier nicht erkennen. Die Handschriften geben darüber hinaus die klare Anweisung, die Prozessionen zum Heilig Grab seien ohne das Volk durchzuführen. Damit fehlt das Publikum beim Grab, wo bei den volkstümlichen Osterspielen die hauptsächliche Handlung stattfindet. Für Konstanz muss daher davon ausgegangen werden, dass entgegen der Tendenzen in anderen Regionen das liturgische Osterspiel bestehen blieb und diese traditionelle Osterliturgie bis weit in die Neuzeit hinein fortgeführt wurde.

Elemente der kirchlichen Osterriten, wie sie auch in Konstanz üblich waren:

  • Adoratio Crucis: Anbetung des Kreuzes am Karfreitag, Erinnerung an den Kreuzestod Christi
  • Depositio Hostiae / Crucis : symbolische Grablegung einer Hostie und / oder eines Kreuzes
  • Elevatio Crucis: symbolische Auferstehung am Ostersonntag
  • Quem quaeritis: im Anschluss an die Elevatio, Wechselgesang zwischen den Marien und den Engeln am Grabe

Die genauen Abläufe der Konstanzer Prozessionen und Feierlichkeiten werden in den folgenden Kapiteln "Karfreitag" und "Ostersonntag" rekonstruiert. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 2 - Bildquelle: Benedictionale von 1597, gedruckt von Nicolaus Kalt in Konstanz

    Konstanzer Benedictionale von 1597

    Titelseite des Benedictionale, das 1597 von Nicolaus Kalt in Konstanz gedruckt wurde.

  • Abb. 2 von 2 - Bildquelle: Benedictionale von 1597, gedruckt von Nicolaus Kalt in Konstanz

    Eingangsgesang des Konstanzer Ostertropus
    (überliefert im Benedictionale von 1597)