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Im 19. Jahrhundert, als das Parzivalfresko – unter Putz und Tapete verborgen – in Vergessenheit geraten war, wurden Teile der Parzivaldarstellungen durch den Einbau einer Tür zerstört.
Wer weiß, ob nicht vielleicht seitdem so manches Felchen den streitenden Parzival beim Kampf gegen Kingrun im Konstanzer Hafenbecken angefeuert hat, wohin der Bauschutt des Durchbruchs geschüttet worden sein könnte? |
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Also die konigin kam geslichen uber parcifals bette do er an lag und slieff
dô gienc diu küneginne,
niht nâch sölher minne
diu sölhen namen reizet
der meide wîp heizet,
si suochte helfe unt vriundes rât.
Der Königin war es also nicht um jene Liebe zu tun, die aus Jungfrauen Frauen macht; sie suchte Beistand und den Rat eines guten Freundes.
M 66, fol. 137r, um 1443-1446, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB)
Also die kunnigin kam geslichen uber parcifals bette do er an lag und slieff
si sprach ›welt ir iuch êren,
sölhe mâze gein mir kêren
daz ir mit mir ringet niht,
mîn ligen aldâ bî iu geschiht.‹
Sie aber sprach: »Wenn Ihr mir gelobt, nicht ehrlos zu handeln und begehrlich mit mir zu ringen, dann lege ich mich an Eurer Seite nieder.«
Cpg 339, fol. 147r, um 1443-1446, Universitätsbibliothek Heidelberg
Hie strit parczifal mit kyngrun und uber wand im mit gwalt
Parzival besiegt Kingrun, den Seneschall des Belagerers Clamide, im fairen Zweikampf. Er tötet ihn aber nicht, sondern zwingt ihn, als Bote in die Bretagne zu reisen, um König Artus seine fortbestehende Loyalität zu versichern.
Cod. AA 91, fol. 38r, 1467, Burgerbibliothek Bern
Zur bildlichen Umsetzung bieten sich in dem entsprechenden Abschnitt des Romans zwei Handlungsmomente besonders an: zum einen der heimliche Besuch Condwiramurs an Parzivals Bett in dessen erster Nacht in Pelrapeire und der darauffolgende Zweikampf zwischen Kingrun, dem Seneschall des Belagerungsheeres, und Parzival. Für den Kampf, aus dem Parzival als Sieger hervorgeht, spricht laut Ächtler (2007), dass bereits der obere Bilderstreifen sehr wahrscheinlich mit einem Kampf (Parzival tötet Ither) endete. Die kompositorische Entsprechung käme damit auch einer moralischen Steigerung gleich: vom habgierigen Mord der dem Eigennutz dient, zum ritterlichen Zweikampf im Namen einer hilflos bedrängten Königin.
Freilich könnte zuvor auch dargestellt gewesen sein, wie Condwiramurs von ihren eigenen Kammerzofen unbemerkt mitten in der Nacht im weißen Seiden-Nachthemd, einem „hemde wîz sîdîn“ (192, 15) zum schlafenden Parzival schlich, um diesen um Rat und helfende Tat gegen die Belagerer anzuflehen. Dafür spricht auch die Fackelträgerin, die eine nächtliche Szene zu eröffnen scheint. Verständlicherweise bietet die auf rührend-unbeholfene Art keusche Nacht mit ihrer Umkehrung der klassischen Geschlechter-Initiative viel Raum zur imaginativen Ausgestaltung.