Geschichte

Das Haus

Das Haus zur Kunkel liegt in einem Gebiet, in dem vorwiegend Geistliche lebten. Es diente als Pfründhaus und wurde vor allem von Kanonikern der unmittelbar benachbarten Stiftskirche St. Johann bewohnt. Wie dendrochronologische Untersuchungen von Deckenbalken gezeigt haben, wurde das Gebäude 1319/20 fast vollständig neu errichtet: Das Erdgeschoss beherbergte Durchgang und Diele, während die zwei Obergeschosse mit Satteldach als Wohnraum dienten. Im hinteren Teil des schmalen aber tiefen Grundstücks konnten weitere Gebäude als Stall oder Speicher genutzt werden.

Besitzer und Amtsinhaber

1316 verkaufte Heinrich Kero von Tübingen, ein Advokat am Geistlichen Gericht und Chorherr von St. Johann, das Haus an das Chorherrenstift und sicherte sich im Zuge dessen lebenslanges Wohnrecht. Das Haus wurde wahrscheinlich nach seinem Tod umgebaut. Mitglieder des Stifts verfolgten dabei das Ziel, eine an das Amt des Kustos gebundene, repräsentative Residenz zu schaffen. Eine Schlüsselfigur war vermutlich Walter von Rossberg (Bihrer 2007). Dank seiner Verbindungen zu einflussreichen Männern innerhalb des Stifts wurde er 1321 zum Kustos von St. Johann gewählt und hatte das Amt bis 1328 inne.

Neuere Geschichte

Das Haus wurde immer wieder neu aufgeteilt. Es blieb ein Pfründhaus bis circa 1734. Nachdem die Kirche St. Johann 1815 aufgehoben wurde, wurde das Haus mit dem Gebäude Münsterplatz 5 zusammengelegt. Durch Umbauten im Jahr 1860 wurden die Bilder der Minnesklaven, die sich vermutlich im Dachgeschoss befanden und Teile des Parzivalzyklus zerstört. 1936 wurde der Parzivalzyklus von Heinrich Schmidt-Pecht wiederentdeckt und restauriert. Erst 1975 wurden weitere Wandmalereien im Durchgang zum Innenhof vom heutigen Besitzer des Hauses, dem Friseurmeister Reinhard Zieger entdeckt.