Schutzmantelaltar in der Locherer-Kapelle

Dieser außergewöhnliche Schnitzaltar befindet sich in der Locherer Kapelle des Chorumgangs.Die kunstvollen Bildhauerarbeiten des Altares wurden von Meister Sixt von Staufen aus Lindenholz geschnitzt. Das leichte, zierliche Schnitzwerk windet sich in verspielter Art in die Höhe, wird dabei immer luftiger und spitzt sich, fast am Gewölbe der Kapelle angekommen, in einem eleganten ... mehr anzeigenDieser außergewöhnliche Schnitzaltar befindet sich in der Locherer Kapelle des Chorumgangs.Die kunstvollen Bildhauerarbeiten des Altares wurden von Meister Sixt von Staufen aus Lindenholz geschnitzt. Das leichte, zierliche Schnitzwerk windet sich in verspielter Art in die Höhe, wird dabei immer luftiger und spitzt sich, fast am Gewölbe der Kapelle angekommen, in einem eleganten Figurenbaldachin zu. Dort ist Jesus mit der Weltkugel eingestellt. Neben dem zentralen Motiv der Schutzmantelmadonna, finden wir in zahlreichen Nebenfiguren wieder Themen und Patrone, die auf die Familie Locherer zurückgehen und bereits in den Fenstern der Kapelle zu sehen sind. Auf der linken Seite ist der Mönch Bernhard von Clairvaux dargestellt. Zu seinen Füßen liegt das Wappen der Zisterzienser. Auf der rechten Seite steht der Einsiedler Antonius. Darüber sind noch drei weitere Figuren zu sehen. Es handelt sich um Johannes den Evangelisten, Martin von Tours, sowie St. Sebastian, der ein Schutzpatron der Familie war. Es werden Schutz, Hilfe und Leitung durch die Heiligen und Christus versprochen, wobei Maria eine besondere Verbindung zu den Menschen hält. Obwohl sie deutlich größer als die Menschheit zu ihren Füßen dargestellt wurde, drückt sie trotzdem eine mütterliche Fürsorge aus. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 4 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Michael Eckmann

    Schnitzaltar aus Lindenholz. Auftraggeber: Johannes Locherer. Hans Wysinger (Schrein). Meister Sixt von Staufen (Figuren). Datierung 1521 bis 1524. Das Gesprenge des Altares ist 6,5 m hoch. Zwei bemalte Drehflügel mit Bildern von Maria und Joseph sind nach Restaurierungsarbeiten Anfang des 19.Jahrhunderts leider nicht mehr aufgetaucht. Auch eine bewegliche Reliquienpyramide fehlt.

  • Abb. 2 von 4 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Michael Eckmann (Ausschnitt)

    Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht Maria, die sich über die Menschheit erhebt. Gleichzeitig steht sie mit ihren Füßen auf der Erde und strahlt eine ruhige, erhabene Kraft aus. In den Armen hält sie ihr Kind. Auf ihrem Gesicht spiegeln sich Milde und Güte. Ihren Mantel hat sie schützend über die Menschheit ausgebreitet. Mehrere Engel verbinden Sie mit den Menschen zu ihren Füßen, helfen den schützenden Mantel zu halten. Das Christuskind ist ungewöhnlich lieblich und wohlgenährt dargestellt.

  • Abb. 3 von 4 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Michael Eckmann (Ausschnitt)

    An beiden Seiten von Maria ist eine repräsentative Auswahl der gesamten Menschheit dargestellt. Diese wurde klar in zwei Gruppen aufgeteilt. Vom Betrachter aus gesehen rechts sind die Laien zu sehen. An vorderster Stelle kniet der König, hinter ihm ein Kurfürst, ein Adliger, ein Bürger, ein Handwerker sowie Bauern. Reich und arm, Mann und Frau sind vertreten. Vom Betrachter aus gesehen links, d.h. zu Marias Rechten, knien Vertreter des geistlichen Standes, vom Papst über den Bettelmönch bis zur Nonne. Sie alle flehen um Marias Schutz.

  • Abb. 4 von 4 - Bildquelle: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Michael Eckmann (Ausschnitt)

    Auffällig an Sixt von Staufens Arbeit ist die markante Ausgestaltung der Gesichter. Jedes Gesicht hat ganz individuelle Züge. Das Verhalten der Putten gleicht dem von Kindern. Ihre Gesichtsausdrücke wirken verschmitzt und schalkhaft. Ihr Äußeres wird variiert, jedes hat andere Haare und ist anders gekleidet. Hier lässt sich ein neues Kunstideal der Renaissance und die Forderung nach einer abwechslungsreichen Kunst erkennen.