Geburt des Parzival Parzival auf der Jagd Parzival und Karnachkarnanz Parzival und Herzeloyde Abschied von Herzeloyde Parzival und Jeschute Zerstörte Szenen Anlegen von Ithers Rüstung Parzival bei der Tafelrunde Parzivals Ritt zu Gurnemanz Gurnemanz belehrt Parzival Empfang in Pelrapeire Parzival wird	zu Bett geleitet Zerstörte Szenen Parzival und Condwiramurs Parzivals Kampf gegen Clamide Parzival kehrt nach Pelrapeire zurück Abschied von Condwiramurs Empfang auf der Gralsburg des Anfortas Sigune auf der Linde Zerstörte Szenen

Iwanet hilft Parzival beim Anlegen von Ithers Rüstung (3. Buch, 155,19ff.)

Die erste Szene im mittleren Bildregister zeigt zwei stehende Personen. Sie sind frontal zum Betrachter hin ausgerichtet, aber dennoch durch ihre analoge Grundhaltung und die Stellung der Füße aufeinander bezogen. Ihre nur wadenlangen, grünen Gewänder kennzeichnen beide als männliche Figuren. Während der Kopf der rechten Figur nicht mehr zu erkennen ist, lässt sich das Gesicht der linken noch erahnen. Es ist dem Gegenüber zugewandt und befindet sich auf dessen Schulterhöhe. Die größere Gestalt trägt über hellen Beinlingen Sporen und legt sich mit beiden Händen einen Schwertgürtel an. Das Schwert mit rundem Knauf steckt in einer dunklen Scheide und hängt an der linken Körperseite. Die kleinere Person hat schwarze Schuhe an und hält ein rotes Gewand vor sich. Gut zu erkennen ist, wie ihre linke Hand unter dem abstehenden Ärmel des leer herabhängenden Kleidungsstückes nach vorne durchgreift.

Die kleinere Gestalt ist der Page Iwanet sein, der Parzival hilft, die Rüstung des ‚Roten Ritters‘ anzulegen. Zu Beginn der Geschichte kam dieser Ehrentitel dem vorbildlichen Ritter Ither von Gaheviez, dem König von Kukumerland zu. Als der weltfremde Parzival diesem Ritter zufällig begegnet, fällt sein begehrlicher Blick sofort auf dessen prachtvolle rote Rüstung. Von König Artus erbettelt er sich die Erlaubnis zum Zweikampf mit Ither. Dass der völlig unerfahrene Junge im Narrenkleid den kampferprobten Ither im Kampf töten würde, hätte niemand für möglich gehalten. Doch dies geschieht nicht im ritterlich-fairen Zweikampf, sondern mit einem unerwarteten, blitzschnellen Stoß seines Jagdspeeres durch den Sehschlitz im Visier des Ritters (154, 27ff.). Erst viel später wird Parzival erfahren, dass er mit Ither einen Verwandten ermordet hat.

Parzival erhält durch den Knappen Iwanet Hilfe beim Anlegen der Rüstung. „Mit Ithers Rüstung hat Parzival die ritterlichen Standessymbole auf unritterliche Weise in Besitz genommen. Das Rot, beim Artusritter Ither Zeichen höfischer Freude und herrschaftlicher Würde, wird an Parzival zum sündhaften Symbol der Blutschuld. Bei Wolfram läßt sich Parzival die Rüstung über sein Narrengewand anlegen, Zeichen der unwürdigen und sündigen Voraussetzung seiner Ritterschaft.“ (Wunderlich, S. 85). Von einem Narrenkleid ist auf der Konstanzer Wappnungsszene jedoch nichts (oder nichts mehr? Vgl. hierzu Abb. 6) zu erkennen.