Residenz

Das Medium Wandmalerei selbst stellt eine elementare Konstante dieses Bildprogramms dar. Das schmale Haus wird durch eine fast flächendeckende Bemalung ausgezeichnet. Der Kustos von St. Johann - vermutlich Walter von Rosberg - verwandelt sein Pfründhaus in eine repräsentative Residenz. Auf einer ersten Ebene agiert er nicht als Privat-, sondern als Amtsperson. Mit der Malerei arbeitet er an der Stellung des Amtes im Raum der Stadt, bestimmt aber auch seinen Status im überregionalen Vergleich.

Bereits in der Amtszeit des Konstanzer Bischofs Heinrich II. von Klingenberg (1293-1316) waren nicht nur sakrale Räume wie die Dominikanerkirche, sondern auch Wohnsitze von wohlhabenden Bürgern, Adligen und klerikalen Würdenträgern ausgemalt worden. Reste haben sich zum Beispiel im Haus „Zum Goldenen Löwen“ (Hohenhausgasse), im „Haus zur Rebgrub“ (Salmannsweilergasse) oder in der „Vorderen Haue“ (Untere Laube) erhalten. Auch reich bebilderte Handschriften des Minnesangs wurden in Auftrag gegeben (Weingartner Liederhandschrift).

Die Malerei im Haus zur Kunkel ist neu und stark genug, um sich als eigenes Thema neben den ausgewählten Stoffen behaupten zu können. Bereits um 1320 werden die Besucher im Betrachten dieser Bilder nicht nur an die dargestellten Tugenden und Laster, an Parzival und Herzeloyde oder an die Weberinnen und ihre Instrumente gedacht haben, sondern auch die Qualitäten und besonderen Leistungen dieser Malerei gewürdigt haben.